Kaum war ich vor anderthalb Wochen von der fünften Etappe zurückgekehrt, hatte ich meine Entscheidung, kurz vor dem Ziel statt des Eifgenbach-Pfads den unattraktiveren Ausweichweg gewählt zu haben, auch schon bereut. Und da einiges darauf hindeutet, dass die Ersatzroute weniger ein Provisorium ist, sondern vielmehr dauerhaft etabliert werden soll (immerhin wurden die Wegweiser am Originalpfad bereits komplett entfernt), ist zu befürchten, dass dieser wunderschöne Pfadabschnitt wohl nicht mehr seinen Status als Teil des "Bergischen Wegs" zurück erhält.
Bevor also möglicherweise nun die endgültige Schließung des etwa einen Kilometer langen Pfades droht, entschied ich mich kurzfristig, ihn nachträglich noch in mein Wanderprojekt "Bergischer Weg" zu integrieren. So startete ich meine sechste Etappe heute früh nicht am Altenberger Dom, sondern stattdessen schon am Wanderparkplatz "Schöllerhof", etwa einen Kilometer weiter nördlich. Von dort ist die sogenannte "Eifgenfurt" schnell erreicht - genau an der Stelle, wo sich die Route derzeit in Ursprungspfad und Ersatzweg gabelt.
Nicht einmal 6 Uhr war es und die Sonne gerade erst aufgegangen, als der wildromantische Pfad, vorbei am plätschernden Wasser des Eifgen und der Dhünn, in traumhafter Weise meinen heutigen Wandertag einleitete. Mit zwei querliegenden großen Wurzeltellern und kleinen Klettereinlagen über unebene Felsen hinweg gab es tatsächlich einzelne knifflige, aber nicht unüberwindbare Stellen. Doch so lange vor Ort die Warnschilder aushängen, muss ich natürlich rein offiziell von jeglicher Nachahmung abraten.
In Höhe des Märchenwalds laufen die beiden Routen dann wieder zusammen, und wenig später stand ich erneut vor dem Altenberger Dom. Nun aber lag der Platz ruhig und idyllisch da und die Menschenmassen, die mir hier noch vor einer Woche begegnet waren, kamen mir jetzt völlig unwirklich vor.
Kaum ist der Bergische Dom an seiner nördlichen Seite umrundet und die L 101 überquert, wandert man in das ausgedehnte und waldreiche Pfengstbachtal hinein. Es führt bis nach Scheuren, einer kleinen und hochgelegenen Ortschaft, wo sich wunderschöne Weitblicke in die tolle Mittelgebirgslandschaft des Bergischen Landes anschließen.
Dieser harmonische Dreiklang aus Auf- und Abstiegen (oft parallel an kleinen Bächen wie "Hufer Siefen" und "Strunde" entlang), verstreuten Ortschaften wie Pistershausen, Schallemich, Altehufe und Herrenstrunden - und immer wieder herrlichen Wiesenpfaden, die sich durch freie oder locker bewaldete Hochebenen ziehen, bleibt während des größten Teils dieser Etappe erhalten.
Hinter der Ortschaft Breite kündigt sich mit der "Hardt" ein größeres Waldgebiet an, das der "Bergische Weg" durchläuft. Leider macht er das hier aber meist nur auf Hauptwegen, obwohl mir auffiel, dass die zahlreichen kleinen Pfade, die immer wieder von links und rechts in den Hauptweg mündeten, sicher auch schönere Alternativen möglich gemacht hätten.
Schließlich überrascht die Hardt dann doch noch mit einem Singletrail. Und der wird von zwei Gedenkstätten flankiert: Sowohl unter dem "Kaiserlichen Kirchhof" als auch unter dem "Französischen Kirchhof" befinden sich die Massengräber Österreichischer und napoleonischer Lazarettbewohner, die während des 19. Jahrhunderts in Schloss Bensberg (damals als Lazarett fungierend) hauptsächlich an Typhus verstarben.
Nur wenig später kehrt die "Wanderautobahn" zurück. Am Weiher des Milchborntals macht sie glücklicherweise aber noch einmal vorübergehend Platz für ein schönes schmales Waldpfädchen. Kurz vor dem Ziel begegnet man mit der "Erdenburg" noch eine eisenzeitliche Befestigungsanlage, die als Wallburg konstruiert wurde und deren Gräben bis heute gut zu erkennen sind.
Kurz darauf erreichte ich nach etwa 23 Kilometern Moitzfeld als mein heutiges Etappenziel. Von dort, wo der Wald endet, sind es nur wenige Schritte bis zur Bushaltestelle.
Startpunkt: Wanderparkplatz "Schöllerhof", 51519 Odenthal,
Zielpunkt: Bushaltestelle "Moitzfeld", 51429 Bergisch Gladbach.
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