Zwischen Moitzfeld und Honrath zieht der Bergische Weg wieder alle Register. Und er lässt auf diesen 26 Kilometern wirklich keine einzige Facette aus, die man von einem erstklassigen Fernwanderweg erwartet.
Ist man aus Moitzfeld heraus und hat die A4 überquert, taucht man unmittelbar in den riesigen Königsforst ein. Leider dringt der Verkehrslärm noch eine ganze Weile ans Ohr, während sich die Augen aber schon von der Natur verwöhnen lassen dürfen. Zunächst herrschen im Königsforst wieder die obligatorischen "Forstautobahnen" vor, langweilig wird es aber trotzdem nicht: Plötzlich steht ein geheimnisvolles Steinkreuz am Wegesrand, dann taucht ein kleiner Weiher auf, und schließlich ist es der Böttcher Bach, der ein Stück weit neben dem Weg her plätschert.
Dann passiert man den "Monte Troodelöh", Kölns höchsten Punkt. Die Logik dahinter erschließt sich aber erst mit dem Wissen, dass der Wanderweg (auf dessen Gegenseite das Gelände unbeeindruckt vom Gipfelstein weiter ansteigt) exakt die Grenze zwischen Köln und Bergisch Gladbach darstellt.
Wenig später knickt die Route nach Osten auf den "Brück-Forsbacher Weg" ab. Aber es vergehen noch weitere vier Kilometer, bis sich das Wegeprofil wirklich ändert. Plötzlich dann - und fast übersieht man ihn wieder - beginnt ein nach rechts abbiegender Pfad, der vorübergehend auch über offenere Hanglagen führt.
Nachdem sich nennenswerte Auf- und Abstiege bis hierher in Grenzen hielten, setzen am tief eingeschnittenen Tal des Frohnensiefen erstmals und unvermittelt gewaltige Höhenunterschiede ein. Äußerst steil führt der Waldpfad zum Bachbett hinunter, auf der anderen Seite in schweißtreibender Manier wieder hinauf und dann erneut steil abwärts in das zu Rösrath gehörende "Hoffnungsthal" hinein. Der Ort wird nicht nur von der Sülz durchflossen, sondern liegt zugleich auch am tiefsten Punkt dieser Etappe.
Wie sehr es die folgende Steigung dann in sich hat, verdeutlicht die Tatsache, dass man - von hier aus nur zwei Kilometer später - mit dem 260 Meter hohen Lüderich auch schon den höchsten Etappenpunkt erreicht hat. Der anfangs extreme Aufstiegswinkel flacht im Verlauf zwar ab, aber wirklich überstanden man hat die Sache erst an dem Punkt, wo sich links eine spektakuläre Aussicht auf Köln eröffnet.
Meist auf Schotterwegen, wird nun eine frühere und inzwischen rekultivierte Erddeponie umrundet. Dabei kommt man auch am alten Hauptschacht der Grube Lüderich vorbei.
Der nächste Abschnitt bis Bleifeld gehört für mich dann zu den schönsten, die der "Bergische Weg" bis jetzt zu bieten hatte. Schmal und kurvenreich windet sich das enge Pfädchen durch die hangreichen Wälder und Wiesen. Mehrfach muss man unvermittelt abbiegen, aber auf die Beschilderung ist Verlass. Hinter Bleifeld geht es durch einen weiteren Wald hinauf zu einer freien Hochebene, wo mit Lüderich schon der nächste Ort zu erspähen ist.
Während man sich danach wieder kontinuierlich abwärts bewegt, könnte man meinen, die schlimmsten Steigungen habe man hier, drei Kilometer vor dem Etappenziel, hinter sich. Aber nein - ein Anstieg steht noch bevor, und zwar ein richtig schikanöser. Und er taucht genau in jenem Moment auf, wo man ihn überhaupt nicht mehr erwartet - und in einem kurzen Moment wilder Verzweiflung auch gar nicht wahrhaben will. Er wird sich als nicht übermäßig lang herausstellen, aber wenn an einem richtigen Sommertag wie heute die Mittagshitze knallt und schon mehr als 24 Kilometer in den Beinen stecken, dann ist ein Steilhang dieser Kategorie schon richtig fies.
Aber es ist der "Bergische Weg". So wie er die Waden fordert, verwöhnt er im Gegenzug das Herz. Was ich damit meine, wird spätestens dann ein weiteres Mal klar, wenn man ab Durbusch über den Wiesenpfad in das dahinter liegende bewaldete Tal hinabwandert.
An der links auftauchenden Bahnunterführung schloss ich dann - nach diesem erneuten Fest für die Sinne - meine heutige Etappe ab und wandte mich in die ausgeschilderte Richtung des Honrather Bahnhofs.
Startpunkt: Bushaltestelle "Moitzfeld", 51429 Bergisch Gladbach,
Zielpunkt: Bahnhof Honrath, 53797 Lohmar.
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