Start- und Zielpunkt
Friedhofsparkplatz Lembeck
Bodelschwinghweg
46286 Dorsten-Lembeck
Auf den zwölf Rundtouren des alten Hohe Mark Steigs, die sich wie eine Gliederkette durch den gleichnamigen Naturpark ziehen, bin ich inzwischen ein gutes Stück von Ost nach West vorangekommen. Aber die Wiederentdeckung eines vergessenen Wanderwegs hat auch seine Tücken. Nachdem ich im Verlauf von Etappe 6 wegen einer nicht mehr existierenden Bahnbrücke einen drei Kilometer langen Umweg laufen musste, zeigte sich heute die nächste Widrigkeit, die eine seit etlichen Jahren nicht mehr gepflegte Wanderroute mit sich bringen kann: ein undurchdringliches Brennnesselfeld.
Zuvor war es ganz entspannt losgegangen. Denn entgegen meiner Befürchtung, die ersten Kilometer auf der Straße laufen zu müssen, gab es einen nicht in der Karte eingezeichneten Trampelpfad, der neben ihr entlangführte. Dort erwartete mich neben einem kleinen Schlenker um ein Feld herum auch ein kurzes Wiedersehen mit Schloss Lembeck.
Am Missionskreuz "Natteford" überquerte ich die L 608 und trat in jenes schon zu Beginn verwildert wirkende Waldgebiet ein. So liefen mir hier auch gleich zwei Rehe und ein Hirsch über den Weg. Schließlich strandete ich in jenem Brennnesselfeld, wo ich anfangs noch den Versuch unternahm, mir mit meinen Wanderstöcken (von denen ich sonst eh nicht weiß warum ich sie ständig mitschleppe) wie mit Macheten den Weg freizuschlagen. Als sich dann aber dornenbewehrte Ranken dazugesellten und ich gleichzeitig auf immer zahlreichere Stolperfallen stieß, hörte der Spaß auf.
Da sich in akzeptabler Nähe keine Ersatzroute anbot, blieben mir genau zwei Optionen: entweder ein kompletter Abbruch oder der Versuch, mich anstelle der Brennnesseln durch das Unterholz eines benachbarten Waldes zu schlagen. Folglich entschied ich mich ganz klar für Option zwei.
Aber auch die entwickelte sich zu einem recht abenteuerlichen Unterfangen. So reichten die Äste der ohnehin dicht stehenden Bäume nicht nur meist bis zum Boden, auch der Lembecker Wiesenbach kam mir in die Quere, und ich musste mich erneut umorientieren. Dann, wiederum vor einem Entwässerungsgraben stehend, hatte ich keine andere Wahl, als beherzt hinüber zu springen. Und hätte ich an der gegenüberliegenden und steil abfallenden Böschung nicht augenblicklich Halt an einem dicken Ast gefunden, wäre ich unweigerlich im Wasser gelandet. So aber glückte das Abenteuer, und ich stand kurz darauf wieder auf der korrekten Route.
Hier, im südlichen Teil des Hagen-Waldes, konnte ich mich nun an schönen und naturnahen Wegen erfreuen. Überhaupt stellte sich die erste Hälfte deutlich spektakulärer dar als der spätere, nördlich verlaufende Rückweg. Ich gelangte auf freies Feld, passierte einige Höfe und ging durch ein weiteres kleines Waldstück, bevor ich ein Wohngebiet von Deuten erreichte.
Hinter dem Rhader Mühlenbach macht sich dann das nächste, weitaus größere Waldgebiet bemerkbar, das sich die Üfter, Rüster und Emmelkämper Mark miteinander teilen. Durch ein Schutztor betritt man den Teil der Emmelkämper Mark und folgt mehreren schönen Wegen und Pfaden. Vor einem Holzzaun angelangt, tut sich dann plötzlich eine grabenartige Schlucht auf, in der sich - selbst von hier aus - „Brotmanns Höhle“ erkennen lässt.
Die alte Hohe-Mark-Steig-Route führt nun in südliche Richtung weiter, und ursprünglich tat sie es wohl bis an die B 58 heran. Inzwischen macht aber auch hier ein hoffnungslos zugewachsenes Dickicht einen Strich durch die Rechnung. Oder, um es treffender auszudrücken: Statt der anfänglichen Enttäuschung eröffnete sich mir eine ungleich schönere Alternative dadurch. Statt nämlich dem verkehrsreichen Dreieck aus A 31, B 224 und B 58 für anderthalb Kilometer zu folgen, entdeckte ich eine ungleich faszinierendere Route, mit der es gelingt, dieser unschönen Stelle erfolgreich auszuweichen.
So kehrte ich zurück bis kurz vor „Brotmanns Höhle“ und ließ mich von dem links abgehenden Pfad auf einen der schönsten Abschnitte dieser Runde leiten. Und natürlich fragte ich mich, warum dieser Trail nicht damals schon Teil des Hohe Mark Steigs wurde. Egal, denn die heutige Tour erfuhr durch ihn eine unheimliche Aufwertung, und ich bekam eine wesentlich attraktivere Möglichkeit, den Rückweg nach Lembeck einzuleiten.
Das geschieht spätestens an dem Punkt, wo man am Ende des Pfades auf den linealgeraden "Markenweg" trifft. Dieser Wanderautobahn gilt es bis zu einer Bank zu folgen, wo die Route links abbiegt, ich aber zunächst spontan eine kleine Rast abhielt. Während der Weg nun deutlich sandiger wird, tauchen vermehrt auch Wacholdergebüsche auf. Hier, im Naturschutzgebiet "Witte Berge und Deutener Moore", trifft man zudem wieder auf den regulären und ausgeschilderten "Hohe Mark Steig".
Für eine ganze Weile vereinigen sich beide Routen nun, während es aus dem Wald heraus und über den Bakeler Weg nordostwärts zurück in Richtung "Der Hagen" geht. Jenes Waldgebiet, das mir schon während des Hinwegs eine idyllische Stimmung bot, und wo der alte Weg tatsächlich noch einmal vom neuen abweicht, indem er sich statt der geschotterten Hauptroute vorübergehend für eine deutlich schönere und naturnähere Variante entscheidet. An einem alten Steinkreuz finden sie dann erneut zusammen - was nun so bleibt, bis sich der heutige Rundweg an der Wulfener Straße nach 21 Kilometern wieder schließt.
Als Fazit bleibt festzustellen, dass es sich zwar um eine faszinierende Runde handelt, welche aber durch die anfangs beschriebene Situation alles andere als alltags- und familientauglich ist. Eine Empfehlung zum Nachwandern kann ich deshalb nur an robuste Abenteurer richten.
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