Der alte Hohe Mark Steig (6) Das weiße Kreuz, Schloss Lembeck und der Galgenberg



Dienstag,
09.07.2024

Kilometer
28,6

Höhenmeter
↑ 148 / ↓ 148

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0 Stimmen

Start- und Zielpunkt

Wanderparkplatz "Böckboom"
Granatstraße
45721 Haltern am See


Mit dem heutigen Weg nimmt sich der alte Hohe Mark Steig den westlichen Teil seiner waldreichen Herzkammer vor und führt den Wanderer damit auf einen weiteren, absolut hochkarätigen Rundtrail, der sich diesmal mit fast 29 Kilometern vom Granatsberg bis nach Schloss Lembeck erstreckt. Und schon nach wenigen Schritten zeigt sich, welcher Wesenszug die beiden "Hohe-Mark-Steig"-Varianten unterscheidet: Es ist - und diesmal ganz besonders - der Abenteuerfaktor!

Für ein kurzes Stück und allenfalls 50 Meter voneinander entfernt, liegen geradezu Welten zwischen neuer und alter Route. Während sich der 2021 eingeweihte neue Weg hier in unmittelbarer Nähe des Wildparks als ein schöner und durchaus respektabler Waldpfad durch die Bäume schlängelt, führt die alte und in Vergessenheit geratene Route - eben noch als solche erkennbar - durch ein wahres Meer fast zugewachsenen und mehr als mannshohen Farns. Viele der ungewöhnlich riesigen Zweige überragten mich deutlich und bescherten mir, zumal wie gewohnt oberkörperfrei, ein geradezu traumhaft-berauschendes Dschungel-Abenteuer gleich zu Beginn.

Ja, ich kam mir tatsächlich fast vor wie ein Entdecker, der sich auf Expedition durch den Brasilianischen Urwald schlägt. Und das, nachdem ich erst kurz zuvor um 5 Uhr 30 losgewandert war - in einer passender Weise schon jetzt so milden Luft, dass ich nur Wasser, etwas Proviant und mein wichtigstes Fotoequipment im Rucksack hatte und der größte Teil seiner Kapazität diesmal ungenutzt blieb.

Nachdem ich den Wildpark (und damit auch den Granatsberg) umrundet hatte, nahm der Weg einen recht spannenden Zickzack-Kurs, der erst beim Erreichen des Napoleonswegs endete, einer quer durch die Hohe Mark führenden Hauptroute. Die, linealgerade, zunächst das "Weiße Kreuz" passiert und wenig später den ehemaligen Standort der Napoleonsbuche. Gleichwohl war ich froh, diese Wanderautobahn kurz darauf verlassen zu können. Und hier fand ich dann auch schnell wieder das, was ich in Wäldern am liebsten mag: kleine und geheimnisvoll wirkende Pfade. 

Dort, wo ich schließlich aus dem Wald trat und ins offene Feld wechselte, kehrte ich zugleich auch auf den Napoleonsweg zurück. Hier leitet er den Wanderer, erneut schnurgerade, bis zur Lippramsdorfer Straße, der man nun - glücklicherweise mit einem Fuß- und Fahrradweg ausgestattet - für etwa 500 Meter folgen muss. Dann übernimmt ein asphaltierter Wirtschaftsweg namens "Wittenberg" und führt, am Ende den Midlicher Mühlenbach querend, in das winzige Örtchen Beck.

Normalerweise wäre es nun durch die Kippheide gar nicht mehr weit bis nach Schloss Lembeck gewesen. Der alte Track von 2011 nämlich zieht von hier aus eine durchgehend gerade Linie westwärts bis zur Wulfener Straße, an der sich das barocke Wasserschloss befindet. In der Realität aber machte mir ein offenbar zwischenzeitlich zurückgebauter Bahnübergang einen dicken Strich durch die Rechnung. An seine Stelle waren Verbotsschilder und Barken getreten, die das Überqueren der Bahngleise an dieser Stelle nun konsequent unterbanden. 

Ok, dachte ich, das ist nun mal der Preis dafür, wenn man sich 13 Jahre alten Tracks anvertraut. In meinem Fall bedeutete das jetzt ein Umweg von nicht weniger als dreieinhalb Kilometern - bis zur nächsten Bahnunterführung kurz vor Wulfen und wieder zurück. Während der Hinweg noch ganz nett war, erwartete mich auf der anderen Gleisseite dann aber eine Passage, die mit jeder Menge  grobkörnigem und dazu noch unbefestigtem Schotter angefüllt worden war, was das Gehen in diesem Bereich nicht gerade angenehm machte. 

Zurück auf dem eigentlichen Trail, ging es während des nächsten Kilometers geradewegs auf Schloss Lembeck zu, das dabei immer deutlicher zwischen den Bäumen erkennbar wurde und den westlichsten Punkt des Rundwegs einnimmt. Der anschließend in nordöstliche Richtung einsetzende Rückweg zog sich dann genauso strahlenförmig durch den Wald. Er mündete auch hier an der Lippramsdorfer Straße, wo er früher noch einen südlichen Schlenker gezogen hat, dort aber nun in einer Sackgasse endet. So kehrte ich um und folgte stattdessen für ein überschaubares Stück weiter der Hauptstraße.

Gegenüber der Midlicher Mühle zweigt dann ein Wirtschaftsweg ab und führt in den bewaldeten Teil der Hohen Mark zurück. Angesichts der zunehmenden Hitze freute ich mich, wieder in den Schatten zu kommen. Der Weg bleibt trotz des Waldes eine ganze Weile befestigt, wird dann aber von einem umso schöneren und aufwärts führenden Pfad abgelöst. 

Klar, irgendwann musste es wieder hochgehen, da der Aussichtsturm am Galgenberg ebenfalls noch auf der Route lag. Über weitere schöne Pfadabschnitte erreichte ich ihn, und ein Glücksfall wollte es, dass der Turm aufgrund der erhöhten Waldbrandstufe gerade von einem Aufseher besetzt war. Mit ihm unterhielt ich mich eine ganze Weile, was mir zudem die Möglichkeit verschaffte (nach dem Farnberg in der Haard) auch auf diesem Turm einmal die sonst für Besucher gesperrte oberste Plattform aufzusuchen. 

Was dann folgt, lässt jedes Herz von Pfadliebhabern höher schlagen. Nachdem ich wegen einer Ungenauigkeit des Tracks zunächst in die falsche Richtung lief, präsentierte sich mir kurz darauf und nur wenige Meter vom Hauptweg entfernt, ein Traumpfad par excellence. Und vielleicht wäre er mir für immer verborgen geblieben, hätte ich mich in diesem Jahr nicht unter anderem der Wiederentdeckung dieser alten Route verschrieben. Was für ein Glück!

Schließlich kehrte aber auch er auf die Haupttangente "In der Brake" zurück, und die hält von hier aus wieder auf den Granatsberg zu. Rechtzeitig vor dem Wildpark entscheidet sich die Route dann aber doch noch einmal für eine deutlich schönere Pfadpassage, die am Ende dem Waldsaum folgt und zurück zum Ausgangspunkt führt.

So schloss ein weiterer, aber irgendwie auch herausragender Wandertag. An dem alles gepasst hat und der mich - mit vielen Glücksmomenten beschert - nun wieder in den Alltag entließ.


Ein kleines Dschungel-Abenteuer gleich zu Beginn :-)

Am "Weißen Kreuz"

Pfade, wie ich sie besonders mag.

Auf dem Napoleonsweg

Ein Stück der Lippramsdorfer Straße entlang

Auf dem Feldweg namens "Wittenberg"

Am Midlicher Mühlenbach

Der Beginn einer mehr als drei Kilometer langen Umleitung

Der Umweg führt durch die Kippheide

Zurück auf der "alten" Hohe-Mark-Steig-Route

Ankunft an Schloss Lembeck,
dem westlichsten Punkt des heutigen Rundwegs

Der Weg führt auch am Bahnhof Lembeck vorbei

"In der Brake": Zurück im Wald der Hohen Mark

Der Feuerwachturm auf dem Galgenberg

Blick von der obersten Plattform -
die normalerweise unzugänglich ist.

Traumhafte Pfade

Schutzhütte an der Wegekreuzung "Halterner Heck"

Am Waldsaum geht es zurück zum Ausgangspunkt.

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