Der Bergische Weg (10) Von Wolperath nach Bröl



Samstag,
24.06.2023

Kilometer
22,6

Höhenmeter
↑ 356 / ↓ 494

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Zwei Tage nach den schweren Unwettern wirkte die Störfallliste der Bahn ungefähr so lang wie die 260 Kilometer des Bergischen Wegs. So griff ich heute vorsichtshalber gleich aufs Auto zurück. Das ermöglichte mir auch ganz nebenbei, pünktlich mit Aufgang der Sonne loszumarschieren. Gerade an Wochenenden, wo im Tagesverlauf generell mit deutlich mehr Gewusel auf den Wanderwegen gerechnet werden muss als sonst, ist ein möglichst früher Aufbruch von Vorteil.

Von meinem ziemlich versteckt liegenden Parkplatz an der Schöneshofer Straße in Wolperath aus waren es zunächst anderthalb Kilometer, bis ich auf die Route des Bergischen Wegs zurück kam. Und nachdem während des finalen Stücks der vorigen Etappe das Wasser der Wahnbachtalsperre schon ansatzweise durch die Bäume geschimmert hatte, wird es nun auf der ersten Streckenhälfte zu einigen richtig tollen Panoramablicken auf den eindrucksvollen See kommen. Einer der schönsten lässt sich am Aussichtspunkt "Pinn" genießen, dessen Kanzel am Ende eines 500 Meter langen Stichweges liegt. Und es lohnt sich absolut, den Bergischen Weg für diesen kleinen Abstecher auch mal zu verlassen.

Auf die offizielle Route zurückgekehrt, passiert man wenig später eine kleine Wohnsiedlung und betritt kurz darauf wieder einen herrlichen Wald. Hier wird zunächst der kleine Füllenbach überquert. Anschließend bleibt man meist auf sehr schönen und wurzelreichen Pfaden, die meist über Hanglagen und durch ein fast wild erscheinendes, durch viel Bruch- und Totholz geprägtes Landschaftsbild führen. Mancherorts verengt sich der Pfad so sehr, dass man sich einerseits vor vielen dornenbewehrten Ranken in Acht nehmen muss, andererseits der beidseitige Farn aber auch immer wieder angenehm kitzelt.

Mit der Staumauer wird gleichzeitig das südliche Ende der Wahnbachtalsperre erreicht, wo sich schon bald ein sehr steiler Abstieg anschließt. Hier ist Konzentration gefragt, denn Wurzeln und hervorstehende Felsen bilden zahlreiche Stolperfallen. Unten angekommen, dauert es auch gar nicht lange, bis es über den nächsten Hang schon wieder hinauf geht. Und das in einer Intensität, dass man absolut dankbar ist für die Hilfsseile, die hier extra angebracht wurden.

An dieser markanten Stelle vereinigt sich der "Bergische Weg" dann auch passenderweise mit dem "Natursteig Sieg". So kann man sich nun - bis auf eine kurze Ausnahme bei Bröl - für die nächsten 21 Kilometer etappenübergreifend auch an dessen blau-weißem Logo orientieren. Gleichzeitig bedeutet es den endgültigen Abschied vom Wahnbach, dessen Mündung in die Sieg bei Seligenthal quasi um die Ecke liegt.

Nach dem tiefsten Punkt einer Wanderstrecke lässt der nächste Anstieg naturgemäß nicht lange auf sich warten. Hier ist er nicht übermäßig steil, aber er zieht sich beharrlich hin, was bei einer wie heute einsetzenden Mittagshitze eine recht schweißtreibende Angelegenheit darstellt. Zeitgleich setzt in südwestliche Richtung aber auch eine tolle Fernsicht ein: über das Siegtal hinweg, und unter anderem auch auf den noch fern wirkenden Petersberg.

Ein kurzer, aber sehr abschüssiger Pfad durch den "Kierbusch" sorgt zwischendurch für eine willkommene und auch schattige Entlastung, bevor sich der Anstieg - diesmal durch ein Hangtal mit teils abgestorbenen, teils schon gerodeten Bäumen fortsetzt. Oben angekommen, darf man das heutige "Bergfest" begehen.

Als nächstes ist eine große und (ich betone es vorsorglich wegen der heutigen Hitze) weitgehend schattenfreie Hochebene zu überqueren. Einen natürlichen Schutz vor der Sonne bekommt man erst im Laufe des danach einsetzenden Abstiegs zurück. Hier, in Höhe des Giersbachs, führen nun linkerhand Stufen in ein urwüchsiges und idyllisches Tal hinunter - einer der für mich traumhaftesten Abschnitte überhaupt.

Im Tal angekommen, holte mich die B 478 mitsamt ihres Verkehrslärms dann recht unsanft in die Zivilisation zurück. Und genau ab dieser Stelle beginnt die Wegbeschilderung derzeit in eine etwa ein Kilometer lange Sackgasse zu führen. Folgt man ihr nämlich arglos nach rechts und über die kleine Brölbrücke, steht man später dort, wo die Wiese in Wald übergeht, vor einer unangekündigten Sperrbarke. Der Grund hierfür ist ein Hangrutsch, der den am südlichen Brölufer entlang führenden Weg auf seiner gesamten Breite blockiert. Ist man nun mit absoluter Trittsicherheit und einem überdurchschnittlichen Klettergeschick ausgestattet, lässt sich das Hindernis - aber wirklich nur dann! - passieren. Und trotzdem bleibt die Sache wagemutig, auch weil sich derart instabile Erd- und Geröllmassen (besonders nach längeren Regenfällen) jederzeit wieder in Bewegung setzen können. 

Bis also eine klare Umleitung eingerichtet oder der Originalweg wieder begehbar ist, würde ich dazu raten, sich schon an der Bundesstraße nach links zu wenden und dieser unmittelbar bis in den Hennefer Ortsteil Bröl zu folgen. Dort findet man - kurz vor der Kirche nach rechts abbiegend - wieder auf den eigentlichen Weg zurück. Für mich selbst allerdings stellte Bröl - nach immerhin 22 Kilometern - das heutige Etappenziel dar. Und auch das anfangs befürchtete "Gewusel" ist glücklicherweise ausgeblieben. 

Startpunkt: Parkplatz Schöneshofer Straße, 53819 Neunkirchen-Seelscheid (alternative Bushaltestelle: "Wiescheider Straße"),
Zielpunkt: Bushaltestelle "Bröl Kirche", 53773 Hennef (Sieg).

 

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