Dass meine geliebte Haard eine bewegte Geschichte hat, wusste ich ja schon lange. Aber als mir durch einen glücklichen Zufall jüngst ein neues Heimatbuch über deren zahlreiche historische Orte in die Hände fiel, begann ich direkt so fieberhaft darin zu lesen wie einst Bastian in seiner "Unendlichen Geschichte".
Rasch wuchs mein Erstaunen, wie viel an hintergründigem Wissen mir bislang über meinen Lieblingswald noch gefehlt hatte. Und auch, wenn ich fast alle der beschriebenen Orte zuvor schon (meist mehrfach) abgewandert war, gefiel mir die plötzliche Vorstellung, sie nun im Licht der neuen Erkenntnisse nochmals gezielt zu besuchen. So kam es recht spontan zu dieser kleinen 8-Kilometer-Tour.
1.) Das "Kuhhol"
Am Wanderparkplatz "Dachsberg" in Flaesheim startend, war mein erstes Ziel das "Kuhhol". Eine von mehreren Hügeln eingefasste und daher nicht einsehbare Lichtung. Glaubt man den alten Aufzeichnungen, hat diese genau deshalb schon während des dreißigjährigen Kriegs der Bevölkerung dabei geholfen, das Vieh vor den damaligen Raubzügen und Plünderungen zu verstecken. Bei einer früheren Wanderung hatte ich (damals noch unwissend über diesen historischen Hintergrund) diese kleine Wiese schon einmal passiert, mich aber dann von dort aus durchs Unterholz zu dem (von mir so getauften) "Jungle-Trail" durchschlagen müssen.
2.) "Linckes Ruh"
Der nächste historische Ort, den ich ansteuerte, war das Förstergrab von Max Lincke. Etwas abseits des Weges und westlich des Dachsberges gelegen, erinnert "Linckes Ruh" an einen im Jahr 1950 verstorbenen Forstmeister, der mit seiner ureigenen Idee, schon damals die Haard wieder in einen Mischwald aus heimischen Eichen, Buchen und Birken zu verwandeln, seiner Zeit weit voraus war und wohl nicht grundlos den Ehrentitel "Vater der Haard" trug.
3.) Das "Buchentor"
Dort, wo jetzt der Wanderweg "Im Grund" auf den Flaesheimer Meilerweg trifft, haben zu früherer Zeit vier uralte Buchen den Eingang zum "Großen Grund" markiert. Heute ist vom einstigen "Buchentor" nichts mehr zu sehen, weil die alten Baumriesen aus unterschiedlichen Gründen der Säge zum Opfer gefallen sind. Es wachsen zwar neue Buchen heran, doch müssen wohl noch mehrere Jahrzehnte vergehen, bis sie dem Buchentor seine ursprüngliche Ausstrahlung zurückgeben werden.
Nach diesen drei kleinen Ausflügen in die Historie nun zurück in die Gegenwart. Die führte mich im Anschluss geradewegs, um einen Weitblick zu genießen, auf den Aussichtsturm des Rennbergs. Von dort aus steuerte ich dann noch den Tiefen Weg an, wo sich die "Bruno-Oelmann-Linde" befindet.
Ihren Namen verdankt sie genau dem Förster, der 38 Jahre lang die Haard betreut und nun, ganz aktuell, jenes neue Buch über die Geschichte der Haard herausgebracht hat. Unter dem Titel "Zum Vergessen zu schade" sind dort viele weitere spannende Einzelheiten zu diesen und anderen Orten in der Haard nachzulesen. Eine absolute Empfehlung.
So schloss sich ein kurzweiliger Ausflug in meinen Lieblingswald, mit dem ich die wenigen sonnigen Stunden am heutigen Tag perfekt ausnutzen konnte.
Start- und Zielpunkt: Wanderparkplatz "Dachsberg", 45721 Haltern am See (Flaesheim).
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