Ruhrpott-Flair in Oberhausen: OLGA-Park & Grafenbusch



Samstag,
11.03.2023

Kilometer
8,7

Höhenmeter
10

Bewertung: 4 Sterne
3 Stimmen

Im Rahmen einer 8-km Runde durch Oberhausen stand heute mal wieder etwas "Ruhrpott-Romantik" auf dem Programm. Ja, auch hier lässt es sich wandern, wenn man zuvor auf der Landkarte einfach ein paar vielversprechende Punkte miteinander verbindet. Und die fanden wir.

Ausgangspunkt war das nach langer Restaurierung der Außenfassade neu erstrahlende Gasometer. Zwischen Turm und Bahndamm geht es in wenigen Minuten zum Rhein-Herne-Kanal, und von hier aus weiter über einen kleinen unbefestigten Fußweg bis zur "Tausendfüßlerbrücke".

Dieses Bauwerk, das nicht nur den Kanal, sondern auch die parallel fließende Emscher überspannt, führt zum alten Klärbecken der ehemaligen Zeche Osterfeld. Wo früher wohl oft die Nase gerümpft wurde, schwimmen heute Enten auf dem Wasser. So ließ sich (über eine kleine Metallleiter erreichbar) auch ein über das Becken verlaufender Steg problemlos in unsere Wanderroute einbauen.

Die nun folgende Fußgängerbrücke war gesperrt, aber über die Bottroper Straße konnten wir den vor uns liegenden OLGA-Park dennoch erreichen. Aus der Landesgartenschau 1999 hervorgegangen, wirkt er heute allerdings ein bisschen vernachlässigt. Immerhin bietet der kleine Aussichtsturm einen guten Rundumblick in die Umgebung.

Hinter einem Schrebergartengebiet kündigt sich nun die verkehrsreiche Doppel-Anschlussstelle von Eisenheim und Grafenbusch an. Hat man die und ihren Verkehrslärm hinter sich gebracht, wird man unmittelbar darauf mit dem kleinen Landschaftsschutzgebiet des "Grafenbuschs" belohnt.

Gänzlich von Autobahn, Schnellstraße und Gleisen umschlossen, gibt es nur zwei Zugänge zu diesem Wald. So hatten wir ursprünglich vor, die Grünzelle lediglich in westliche Richtung zu durchqueren, um von dort aus unter der A 42 hindurch direkt zur Emscher zu gelangen.

Dann standen wir vor einer Baustelle. Was uns im Endeffekt zur Umkehr zwang, war aber weniger das Verbotsschild als vielmehr der katastrophale und absolut unpassierbare Zustand, in den die Baustellenfahrzeuge den ursprünglichen Waldweg an dieser Stelle versetzt hatten.

Ein schlimmes Déjà-vu stieg in mir auf, während ich mich an mein Januar-Erlebnis bei den Halterner Silberseen erinnerte und nun schon wieder bestätigt bekam, welche Geringschätzung nicht nur die Natur bei solchen Aktionen erfährt, sondern auch Naturfreunde selbst. Denn auch hier: keinerlei Sackgassen-Warnung für Fußgänger.

Gut, für uns war der Rückweg durch den Grafenbuscher Wald kein Problem. Vielmehr aber, dass wir anschließend ein ganzes Stück an der schrecklichen B 223 entlang mussten. Immerhin konnten wir sie direkt südlich der Emscher wieder verlassen und den Rhein-Herne-Kanal erreichen.

Hier sahen wir uns dann mit der nächsten Sperrung konfrontiert, denn die Rehberger Brücke (auch als "Slinky Springs to Fame" bekannt) ist derzeit ebenfalls nicht passierbar. Also wechselten wir die Kanalseite stattdessen über die Brücke der B 223. Hier, am südlichen Wasserrand, gelangten wir dann tatsächlich wieder zurück zum Gasometer.

Fazit: Sicher nicht geeignet für einsamkeitsverliebte Waldläufer. Wer sich aber mit dem industriekulturellen Erbe des Ruhrgebiets identifiziert, kommt durchaus auf seine Kosten. Wobei es angebracht wäre, derartige Sperrungen auf den einschlägigen Internetseiten der Stadt in Zukunft rechtzeitig anzukündigen.