Die Rur (1) Das Quellgebiet im Belgischen "Fagne Wallonne"



Mittwoch,
19.10.2022

Kilometer
21,6

Höhenmeter
462

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Es ist der Rur zu gönnen, dass Art und Ort, wie und wo genau sie zutage tritt, letztlich ihr Geheimnis bleibt. Irgendwo im Wallonischen Venn, das den Status einer Sonderschutzzone genießt und nicht betreten werden darf, setzt ihr Plätschern vermutlich ganz unscheinbar ein, bevor sie sich auf ihren ersten Kilometern durch das riesige gräserne Meer nordöstlich der Botrange, der höchsten belgischen Erhebung, zu schlängeln beginnt.

In der Nähe des Croix Gehlen erreicht das noch sehr kleine Bächlein dann den ersten für Wanderer frei zugänglichen Punkt, der kurze Abstecher hierher lohnt sich. Noch gestaltet sich der Weg breit und gerade, aber das ändert sich bald.

Es ist ein schmaler und wurzelreicher Pfad, der vom Hauptweg nach links abzweigt und einem namenlosen Bach folgt, bis dieser sich hinter einem hölzernen Steg mit der Rur vereinigt. Am "Pont de Bosfagne" überquert man auch sie und gelangt auf einen Weg, der nach rechts viele tolle Blicke in diesen ebenso wundervollen und durch den Bodennebel noch geheimnisvoller wirkenden Landstrich des Hohen Venns werfen lässt.

Im weiteren Verlauf führt die Strecke über schmale und teils wackelige Holzstege, wo an mancher Stelle wegen fehlender Bretter auch mal achtsamere Schritte gemacht werden müssen.

An der "Kleinen Rur", einem anfänglichen Nebenbach unserer Hauptdarstellerin, wechselt die Route auf einen Feldweg, der später bergauf in den Wald des "Rurbusches" eintaucht. Zusammen mit dem benachbarten Küchelscheider Wald bildet er den wallonischen „Lu Rôbrû“, alternativ auch "Großer Wald" genannt. Anschließend führt ein asphaltierter Weg wieder abwärts, an mehreren Infotafeln vorbei und zwischen dem Herzogenvenn und dem Schwarzen Venn hindurch - ebenfalls unter Schutz gestellten Sonderzonen.

Nun gelangte ich an die Trasse der Vennbahn. Der Weiterweg von hier aus bis nach Monschau würde dann Teil der zweiten Etappe sein. So wand ich mich jetzt an dieser Stelle in die entgegengesetzte Richtung, um einen großen südlichen Bogen zurück zu meinem Ausgangspunkt am "Signal de Botrange" zu beginnen.

Bald verlässt die für Radfahrer asphaltierte Vennbahn-Trasse vorübergehend die alten Schienen, doch als Wanderer kann man dem ursprünglichen und direkten Weg über die Gleise weiter folgen (auch wenn die alten hölzernen Schwellen heute etwas rutschig waren). Der Radweg kommt nach einer Weile zurück und führt Radfahrer wie Wanderer nun gleichermaßen bis zur alten Bahnstation von Sourbroudt an der Rue du Camp - und bei Bedarf noch sehr viel weiter bis in das Luxemburgische Troisvierges.

Ich dagegen bog hier rechts ab. Es sind weitgehend ruhige Dorfstraßen, die zurück in Richtung Botrange führen. Zum Ende hin werden es auch wieder einige sehr schöne Waldwege sein. Nicht zu vergessen: die zahlreichen Höhenmeter auf den "Signal de Botrange" muss man nun wieder hinauf.

Oben angekommen, begriff ich allmählich, dass dies tatsächlich meine letzte noch ausstehende Etappe an der Rur gewesen war und die zwölfteilige Wanderung, die mich seit März durch dieses Jahr begleitet hat, heute abgeschlossen wurde.

Da fiel mir ein, wie ich erst vor wenigen Stunden auf die kleine Rur hinunterblickte, wo sie sich ihren beginnenden Weg durch das Gras suchte und dann schon kurze Zeit später zwischen den Bäumen verschwand.

Etwas wehmütig erinnerte ich mich dabei an die vielen herrlichen und einzigartigen Landschaften, durch die ich sie auf ihrem vielseitigen und teils abenteuerlichen Fließweg begleitet habe. Und den sie, von dieser Stelle aus betrachtet, nun schon wieder vor sich hatte. 'Beneidenswert', dachte ich. Aber so ist immerhin das Ende auch ein Anfang.

Start & Ziel: Signal de Botrange, Rte de Botrange, B-4950 Waimes.

 

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