Der Rheinsteig (13) Das Tor zum Rheingau und die Wirbellay

Von Kaub bis Lorch



Montag,
24.06.2024

Kilometer
16,4

Höhenmeter
↑ 537 / ↓ 541

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Startpunkt

Zielpunkt

Bahnhof Kaub
Bahnstraße 1
56349 Kaub

Bahnhof Lorch
65391 Lorch



Das nächste zweitägige Rheinsteig-Abenteuer stand an. Doch wider Erwarten wurde nicht Lorch, sondern - ein weiteres Mal - Sankt Goarshausen mein Stützpunkt. Zum einen, weil ich in Lorch keine bezahlbare Herberge fand und ich andererseits mit meinem letzten Hotel sehr zufrieden gewesen war. Am Wetter sollte es dagegen weder heute noch morgen scheitern. Denn es war nicht nur ein strahlender Sonnenschein angekündigt, sondern dazu erstmals auch richtig sommerliche Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke. 

In Kaub der Regionalbahn entstiegen, konnte ich mich pünktlich (und in fast greifbarer Nähe zu Pfalzgrafenstein) auf den Weg machen. So wird der Ort über eine mit 22 Prozent hochführende Dorfstraße verlassen. Die übergibt schon bald an einen unbefestigten Weinbergweg, über den man auf Burg Gutenfels zuhält, vor ihrem Erreichen aber scharf rechts abbiegt. Hier verjüngt sich der Weg zum Pfad, der einem verwilderten Weinberghang folgt und kurz darauf in ein Waldgebiet führt. 

An einer Schutzhütte ist die nächste tolle Aussicht auf das Rheintal erreicht, und es wird auch für heute bei weitem nicht die letzte sein. Zuvor aber gab es da die Sache mit den Wildschweinen. Nachdem ich das knackende Geäst ganz in der Nähe (wie meist) einem Reh zuschrieb, erblickte ich kurz darauf ein Wildschweinpaar, das vor mir das Weite zu suchen schien. Nicht weiter aufregend also, bis ich plötzlich den intensiven Maggi-Geruch wahrnahm und fast zeitgleich auch die kleine Rotte an Frischlingen sah. Die, kaum zehn Meter von mir entfernt, eifrig durchs Unterholz krabbelten - und der Situation nun doch eine gewisse Brisanz gaben. 

Langsam ging ich einige Schritte zurück, um zu signalisieren, keine Gefahrenquelle für die Tiere zu sein und den Eltern die Möglichkeit zu geben, ihre Jungen um sich zu sammeln. Gerät man nämlich zwischen Jungtiere und Bache und letztere schaltet dabei in den Angriffsmodus, ist es im Zweifel der Wanderer, bei dem die Lampen ausgehen. Aber die Lage entspannte sich, und so konnte ich mich langsamen Schrittes an den Weiterweg in das Schenkelbachtal machen.

An einer Biegung überquerte ich den Bach und blieb nun - vom Forstweg auf einen kleinen Pfad wechselnd - vorübergehend in seiner Nähe. Dann richtet sich der Pfad an den bewaldeten Rheinhängen aus und führt hier durch spannendes und felsenreiches Gelände, bis der Blick auf den schönen Ort Bacharach frei wird. 

Wieder im Wald, erreichte ich nach einer kurzen, aber markanten Abwärtspassage ins Niedertal das sogenannte "Tor zum Rheingau". Hier übertritt man die Landesgrenze von Rheinland-Pfalz nach Hessen. An einem hiesigen "Weinstand" verschlug es mir dann glatt die Sprache, als ich mit dem "Rheinsteig-Wanderbuch Nr. 27" einen solchen Wälzer in der Hand hielt, dass er es, mit seinen Vorbänden vereint, mit jeder ausgewachsenen Enzyklopädie hätte aufnehmen können. 

Ich hinterließ meinen Eintrag, und nach einer gemütlichen Pause setzte ich meine Tour fort. Auf Wegen, die bald erneut über verwilderte Weinberghänge führen, und wo Bacharach auf der anderen Rheinseite (die weiterhin zu Rheinland-Pfalz gehört) immer noch eine malerische Kulisse abgibt.

Bald trifft man rechts auf einen Pfad, der vor allem ein Abstieg nach Lorchhausen darstellt, aber nach wenigen Schritten auch zum Aussichtsfelsen der "Wirbellay" abzweigt. Die ist nicht beschildert, dazu ungesichert, weshalb auch nur mit ausdrücklicher Vorsicht zu genießen. Aber - wie so oft - für Schwindelfreie lohnt sich der kleine Abstecher.

Mit einem Efeu-umrankten Pavillon wartet wenig später eine originelle und schattige Rastgelegenheit. Dann setzt sich die Clemens-Kapelle in Szene, während man das Retzbachtal und dabei gleichzeitig auch Lorchhausen umwandert und hierbei erneut brachliegende Weinberge das Bild dominieren. Unterhalb der Burgruine Nollig, wo der Abstieg nach Lorch einsetzt, bekommt man es dann mit einem spannenden und teils auch mit Klettereisen versehenen Felsenpfad zu tun. Aber auch hier steht im Zweifel eine einfachere Alternativroute zur Verfügung.

Der letzte Abschnitt führte mich dann durch einen schönen Hohlweg, bis ich unvermittelt in Lorch stand. Wo es fast überraschend anmutet, diese mit 16 Kilometern recht kurze Etappe bereits hinter sich zu haben. Denn auch ihr Höhenprofil hat sich im Vergleich zum bisherigen Weg erstmals spürbar abgeflacht. 

So ist mit dem heutigen Teilstück eine waldreiche und - nach Rheinsteig-Maßstäben - vergleichsweise gemütliche Wanderstrecke zu verzeichnen, der allerdings auch ein wenig die sonst so herausragenden Ankerpunkte gefehlt haben. Aber schon während der Rückfahrt ins Hotel begann meine Vorfreude auf den kommenden Tag spürbar zu wachsen.


Mitten im Rhein: Die alte Zollburg "Pfalzgrafenstein"

Der "Dicke Turm" von Kaub

Wieder schnell an Höhe gewonnen.

Burg Gutenfels

Die Route hat auf einen schönen Pfad gewechselt.

Wilde Weinberg-Gegend

Traumhafter Blick stromabwärts

Der Weinstand im Niedertal

Durch das "Tor zum Rheingau" nach Hessen

Der "Grenzvogt" hatte noch geschlossen.

Blick über den Rhein nach Bacharach

Brunnen "Obertal"

Die Wirbellay ist ein weiterer spektakulärer Aussichtsfelsen.

Rast in einem schattigen Laubenpavillon

Der Weg führt oberhalb von Lorchhausen herum

Die Clemens-Kapelle

Die "Lorcher Werth"

Burgruine Nollig

Felsenpfad nach Lorch hinunter

"St. Martin" in Lorch

Nach dem Wandern kommt die Stärkung.