Der Rheinsteig (6) Zum Rhein zurück: Via Sayn nach Vallendar



Donnerstag,
21.03.2024

Kilometer
27,8

Höhenmeter
↑ 663 / ↓ 859

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Um wie gewohnt pünktlich zum Sonnenaufgang loswandern zu können, hatte man mir im Hotel netter Weise das Frühstück schon am Abend bereitgestellt. So ließ es sich, sattgefuttert und mit einem üppigen Lunchpaket im Rucksack, perfekt in den Tag starten. Das war auch wichtig, denn mit Vallendar als mein für heute anvisiertes Ziel hatte ich mir nicht weniger vorgenommen, als gleich zwei reguläre Rheinsteig-Etappen zu vereinen.

Ja, ich war bestrebt, die mit der gestrigen Tour begonnene Umrundung des Neuwieder Beckens abzuschließen und noch heute wieder den Rhein zu erreichen. Was mir dabei auf den noch vor mir liegenden 27 Kilometern entgegenkam, war ihr tendenziell abfallendes Höhenprofil. Auch wenn ich wusste, dass sich trotzdem punktuell noch ein paar richtig knackige Anstiege dazwischen versteckten.

Während ich es also geschafft hatte, pünktlich auf die Beine zu kommen, machte sich die Sonne dagegen rar. Das verlieh besonders dem frühmorgendlichen Wald zwischen Rengsdorf und Oberbieber eine geheimnisvoll unheimliche Aura. Dazu passte auch die Nachbildung eines Römerturms, der dort plötzlich oberhalb eines Hanges auftauchte und so wirkte, als träte gleich ein römischer Soldat auf die Galerie, um den Limes zu verteidigen, der hier einst das Römische Reich von Germanien trennte.

Hinter einer Kehre verliert der Weg dann an Höhe und führt durch das Tal des Aubachs und dort an einer Reithalle vorbei. Schon bald wendet er sich aber wieder dem Hang zu und versetzt jedem, der glaubte, es würde rein abwärts weitergehen, hier den ersten Nadelstich. Richtig aufpassen muss man dagegen beim Überqueren der Dierdorfer Straße (L 258), denn man tut es mitten in einer gefährlichen S-Kurve. Die ist in beide Richtungen kaum einsehbar und scheint dennoch viele Autofahrer nicht davon abzuhalten, wie verrückt durch diese Gefahrenstelle zu brausen. 

Was nun folgt, ist ein waldreicher Abschnitt, auf dem sich Wege und Pfade abwechseln und die im "Schersgrund" den Heimbach überqueren. Über den "Vogelspfad" kommt man schließlich auf eine Wiese und nähert sich dem Neuwieder Zoo. Im anschließenden Wald ist dann zunächst die Bismarckhöhe zu bezwingen, bevor es in Richtung Sayn wieder steil abwärts geht. 

Unten im Tal wird der Saynbach überquert und man trifft auf Schloss Sayn. Nachdem der Rheinsteig hier früher mitten über die Terrasse der Außengastronomie führte, ist der Aufstieg zum gleichnamigen Burgfried nun etwas weiter nördlich ausgeschildert. Es wäre aber ein Trugschluss zu glauben, mit dem Erreichen der Burg auch die Höhenmeter hinter sich zu haben. Nein, denn ein herrlicher Hangpfad leitet weiter steil den schmalen Bergrücken hoch und führt dort wieder in den Wald hinein. 

Das nächste atemberaubende Highlight ist die "Oskarhöhe" mit ihrem Weitblick auf Bendorf hinunter. Und schon auf dem Weg hierher bekommt man einen ersten Eindruck von der Herausforderung, die sich nur wenig später mit dem Brexbachtal stellt: Ein Serpentinenweg, der hier zunächst in zahlreichen engen Kehren steil hinunter zum Bach führt, schraubt sich erwartungsgemäß in gleicher Weise auf der anderen Seite wieder nach oben, und zwar bis auf die Kuppe des nicht enden wollenden Pulverbergs hinauf. Erst, wenn hier ein weiterer Römerturm ins Blickfeld tritt, endet auch der für heute mit Abstand brutalste Kilometer, und es darf durchgeatmet werden. 

Nun folgen leicht abwärts führende Wege durch Wald, später auch über eine riesige, grasbewachsene Hochebene. Das hier sichtbar werdende und deutlich näherkommende Rheintal ist ein überwältigender Anblick. Dann - plötzlich - folgt eine ziemlich knifflige Passage, auf der gleich drei Mal in kürzester Zeit links abgebogen werden muss. Ich betone das, weil jeder dieser Abzweige, lässt man sich im falschen Moment ablenken, tatsächlich schnell übersehen wird. Hat man diesen Bereich, wo auch mehrere Bäume querliegen, gemeistert, trifft man auf ein Bendorfer Wohngebiet. Und es ist erstaunlich, was für eine spannende und kreative Route man sich hier für den Rheinsteig - durch dieses eigentlich urban geprägte Umfeld - hat einfallen lassen. 

Aus dem Ort heraus, geht es eine Zeit lang über freies Feld und dabei auf die A 48 zu. Nach ihrer Unterquerung ist - je nach Wetterlage - mit einem weiteren, recht abenteuerlichen Abschnitt zu rechnen. Denn der Wüstenbach, eigentlich parallel zum Wanderweg harmlos dahinplätschernd, hat momentan auch den Pfad weitgehend vereinnahmt und fordert von allen, die trockenen Fußes durch den tiefen, fast flüssigen Schlamm wollen, ein hohes Maß an Geschicklichkeit. Ich jedenfalls verlor dieses ungleiche Duell - sehr zum Leidwesen meiner Wanderschuhe. 

Am Wüstenhof vorbei, tauchen hinter einem letzten kleinen Waldstück die ersten Häuser von Vallendar auf. Hier nähert man sich schon bald über einem asphaltierten Fußweg der Kirche "St. Marzellinus und Petrus". Und die war ein idealer Punkt, um mein zweitägiges Rheinsteig-Abenteuer abzuschließen.

Bis meine Regionalbahn kam, dauerte es noch etwas. So kaufte ich mir drei dicke Kugeln Eis (Raffaello, Snickers und Tiramisu), setzte mich damit in einen Park und genoss die Wartezeit inmitten vieler herrlich blühender Magnolienbäume.

Startpunkt: Hotel Rheinterrasse, Rengsdorf, 
Zielpunkt: Bahnhof Vallendar.

Die Nonnenley am frühen Morgen

Ja, einfach mal besinnen...

Nachbildung eines Römerturms

Das Aubachtal

Der Aubach

Natürlich links den Hang hoch

Auf dem Vogelspfad

Am Zoo von Neuwied

Auf der Bismarckhöhe

Abstieg nach Sayn

Ankunft in Sayn

Schloss Sayn

Bergfried Burg Sayn

Blick auf Sayn und die "Sayner Hütte"

Immer höher hinauf

Aufstieg zur Oskarhöhe

Blick auf Bendorf

Die Oskarhöhe erklommen

Auf einem steilen Serpentinenweg ins Brexbachtal hinunter

Die Brücke der Brexbachtalbahn

Der Brexbach

Steiler Serpentinenpfad auf den Pulverberg hinauf

Die "Löschke-Ruhe"

Rekonstruierter Römerturm mit Limes

Blick auf den Rhein und die Urmitzer Eisenbahnbrücke

Das Rheintal kommt wieder näher

Bendorf

Überraschend spannende Wegführung durch Bendorf

Die A48 wird unterquert

Der Wüstenbach macht den Wanderweg zum Fluss

Koblenz und Ehrenbreitstein werden erkennbar

Wüstenhof

Am Rosenpfädchen: Die letzte Schutzhütte vor Vallendar

"St. Marzellinus und Petrus" in Vallendar

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