Von Rheinbrohl bis Gönnersdorf
Startpunkt
Zielpunkt
Parkplatz an der Hauptstraße
56598 Rheinbrohl
Bushaltestelle "Feldkirchen Fahr"
56567 Neuwied-Gönnersdorf
Wie der Bergische Weg genießt auch der Rheinsteig den Ruf, immer schöner zu werden, je weiter südlich man kommt. Ersterer hat den Beweis, indem ich ihn 2023 komplett abwanderte, inzwischen erbracht. Jetzt, nach meinen ersten vier Etappen auf dem Rheinsteig, bin ich sehr zuversichtlich, dass auch er im gleichen Sinne Wort halten kann.
Das Schöne ist: Statt mich an diesen permanenten Hochgenuss zu gewöhnen, wächst meine Begeisterung von Mal zu Mal. So auch heute. Und mein Wanderkumpel Kevin, den ich nach längerer Pause wieder einmal an meiner Seite hatte, kam angesichts der vielen tollen Eindrücke ebenfalls schon bald nicht mehr aus dem Schwärmen heraus.
Wir waren diesmal mit dem Auto angereist und parkten im Zentrum von Rheinbrohl. Schon nach 300 Metern betraten wir den Rheinsteig, der uns zunächst zwischen alten Fachwerkhäusern aus dem Ort heraus über erste Hangwiesen zum Ehrenmal des "Infanterie-Regiments Nr. 29 von Horn" führte. Da die Kapelle geschlossen war, ließ sich aber kein Blick auf die vier "apokalyptischen Reiter" werfen, die Pest, Krieg, Hunger und Tod symbolisieren. Nur wenige Minuten später empfing uns die "Rheinbrohler Ley". Und die Aussicht - von ihrem Plateau hier auf der Westerwaldseite über das Rheintal hinweg in die Eifel - hat in der Tat was Berauschendes.
Auf dem folgenden Pfad, kaum weniger spektakulär, gelangten wir über viele Stufen durch ein kleines Tal, von dessen anderer Seite die steile Flanke des gerade passierten Aussichtsfelsens erst so richtig zur Geltung kommt. Durch den bald beginnenden Wald, in dem die ersten Frühlingsboten wie überall schon unverkennbar sind, ging es im Anschluss hinunter in die Ortschaft Niederhammerstein. Und dass der Rheinsteig immer wieder für eine Überraschung gut ist, beweist er auch hier, indem er seinen Weg plötzlich mitten durch die Weinreben sucht. Ein kurzer Umweg durch Oberhammerstein macht übrigens auch die Kirche St. Georg und ihre benachbarte Claurenburg zu lohnenswerten Zielen.
Jetzt aber geht es merklich bergauf, so dass wir in der Nähe des erreichten Bildstocks eine erste kleine Pause einlegten. Unweit hiervon zweigt dann ein kleiner Pfad zur Burgruine Hammerstein ab. Das alte Gemäuer wirkt geradezu gespenstisch, auch die grandiosen Aussichtspunkte sind zum Teil nur über kleine, fast zugewachsene Pfädchen erreichbar. Ein absolut empfehlenswerter Abstecher!
Zurück auf dem Rheinsteig, führt der Weg wieder abwärts und steht dann ganz im Zeichen des Weinanbaus. Hier lohnt sich aber auch ebenso ein Blick zurück auf den (inzwischen wieder hoch über uns aufragenden) Rundturm der Hammerstein-Ruine, wie auch nach rechts in Richtung der Rheininsel "Hammersteiner Werth". Von einer kurzen Geländevertiefung unterbrochen, setzen sich die Weinberge über die "Nußbaumallee" fort. Hier stehen mehrere Skulpturen am Wegesrand, und nur wenige Schritte den Hang hinunter lässt sich mit der "Aussichtsschaukel" zwischendurch ein sehr gemütlicher Pausenplatz erreichen.
Während unten im Tal Leutesdorf vorüberzieht, beginnen spätestens am Langenbergskopf die Abenteurerherzen höher zu schlagen. Denn für alle schwindelfreien und trittsicheren Wanderer wartet hier eine spannende, aber natürlich auch seilgesicherte Kletterpassage mit durchaus alpinem Charakter. Das Schild, das diesen Abschnitt zuvor rechtzeitig ankündigt, weist aber auch zusätzlich auf eine Ausweichroute hin, die im Zweifel deutlich leichter zu bewältigen ist.
Egal für welche dieser Varianten man sich entscheidet: zur Edmundhütte - einem bewirteten Naturfreundehaus - gelangt man so oder so. Heute aber schien es noch geschlossen zu sein. So machten wir uns gleich an den Weiterweg, der aus einer kurzweiligen Mischung aus Hangpfaden, Wiesenwegen, Treppchen und schmalen Rampen besteht - ohne dass die grandiosen Rheinblicke weniger werden.
Die Hänge zu beiden Seiten des Rheins sind für lange Zeit allgegenwärtig geblieben. Nun aber hat sich nach Süden hin - fast unmerklich und doch mit jedem Schritt näher kommend - endgültig die Talweitung des Neuwieder Beckens geöffnet. Und die Krahnenbergbrücke, in einer architektonischen Meisterleistung (und doch wie ein Korsett) den gleichnamigen Ausläufer des linksrheinischen Höhenzugs umklammernd, wirkt an dieser Stelle fast surreal.
Wir aber bewegten uns - nochmals auf schönen Hangwegen und dabei einen alten, verwilderten Weinberg überquerend - auf das für heute anvisierte Tagesziel in Gönnersdorf zu. Dabei fanden wir mit dem "Wingerts-Häusje" noch eine ziemlich originelle Rasthütte, die Winzern früher bei schlechtem Wetter als Unterschlupf und auch als Wassersammelstelle diente.
Dann präsentiert sich mit Andernach auf der anderen Rheinseite die letzte wirklich eindrucksvolle Kulisse am heutigen Tag. Aber man tut gut daran, auch den Rhein noch einmal auf sich wirken zu lassen. Denn er durchfließt ab hier das schon erwähnte Neuwieder Becken. Und das wird der Rheinsteig - den Höhenzügen konsequent treu bleibend, nun auf einem fast 50 Kilometer langen Umweg umgehen.
Es heißt also, vorläufig Abschied zu nehmen von Vater Rhein - und zwar für die nächsten zwei vollen Etappen bis nach Vallendar. Fast glaubte ich bei dem Gedanken sogar, einen Hauch von Wehmut zu spüren. Doch ich bin sicher, der Rheinsteig wird auch jetzt in seiner Attraktivität kaum nachlassen. Und die Vorfreude auf das, was mich bis dahin erwartet, ist nicht weniger gewaltig.
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