Der Rheinsteig (3) Hangwege, Weinberge und Hochwiesen: An der "Goldenen Meile"



Donnerstag,
29.02.2024

Kilometer
22,5

Höhenmeter
↑ 710 / ↓ 708

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Es war gar nicht so leicht, einen passenden Titel für meinen dritte Etappe zu finden. Denn fast an jeder Ecke der 22 Kilometer zwischen Linz und Rheinbrohl hatte der Rheinsteig ein neues Gesicht gezeigt. Angesichts dieser Flut vielfältiger Eindrücke entschied ich mich letztlich für den Namen jener (wenn auch linksrheinischen) Ebene, die sich zwischen den Städten Remagen und Sinzig (dank abgelagerter Sedimente aufgrund früherer Seenbildungen) eines besonders fruchtbaren Bodens rühmt - und auf die sich über den Rhein hinweg während des heutigen Teilstücks viele herrliche Blicke werfen lassen: der "Goldenen Meile".

Nachdem sich der Strom auf den ersten beiden Etappen durch das Siebengebirge ziemlich rar machte, wird nun auch der Name des Rheinsteigs zum ersten Mal richtig Programm. Das versprach nicht nur viele Panoramablicke auf den Rhein selbst, sondern auch ein wahres Höhenmeter-Feuerwerk. Und statt der bisher meist langgezogenen, moderaten Steigungen sind es nun vor allem die kurzen, aber dafür um so knackigeren Anstiege, die für das obligatorische Schweißpensum sorgen. Und es dämmert auch dem Letzten, wieso der Rheinsteig seinen Spitznamen "Rollercoaster" erhielt.

Eingeleitet wurde dieser Wandertag mit einem schönen Gang durch die historische Altstadt von Linz, was zur einsetzenden Morgendämmerung eine äußerst angenehme Erfahrung ist. Denn während die kleinen Gässchen mit ihren Fachwerkhäusern zu dieser Zeit  noch wohltuend beschaulich daliegen, deutet nichts auf den schon bald wieder einsetzenden Touristenrummel hin.

An einigen Stationen eines alten Kreuzwegs vorbei geht es hinauf zu "St. Martin". Schon wenige Minuten später findet man sich im Wald wieder, wo ein erster steiler Wegabschnitt zur Donatuskapelle und auf den Kaiserberg führt. Dort, am großen Holzkreuz, hat man einen der schönsten Ausblicke direkt gegenüber auf die Ahrmündung. 

Ein Hangpfad schlängelt sich nun wieder ins Tal und (am Sportplatz Dattenberg vorbei) wenig später wieder bergauf, wo sich am höchsten Punkt noch einmal ein Rückblick auf Remagen, Linz und die dahinter liegende Erpeler Ley präsentiert. Am Ende des abschüssigen Wegs folgt der Ort Dattenberg, in dem man auf die ehemalige Pfarrkirche trifft, von der heute nur noch der denkmalgeschützte Chor erhalten ist. Auch die Burg Dattenberg zeigt sich, während der Rhein wieder näher kommt. Hier, an einem schmalen Hangweg zwischen vielen Efeu-umrankten Bäumen, reiht sich ein schöner Stromblick an den nächsten.

An einer Linksbiegung erscheint dann - kurioser Weise - erst einmal nur die Kirchturmspitze von St. Walburgis. Leubsdorf, zu der sie gehört, liegt von hier aus gesehen nämlich deutlich tiefer - am Fuß einer steilen Abbruchkante, an welcher der Weg nun kurzzeitig entlang verläuft. Ein gutes Video des Youtubers "Wo ist Sven ?" zeigt übrigens genau diese Stelle bei dichtem Nebel, was der Szene eine geheimnisvolle - ja fast schon gespenstisch schöne Atmosphäre verlieh. Heute dagegen schien die Sonne, und es fasziniert mich immer wieder aufs neue, welch gegensätzliche Stimmung ein und der selbe Ort ausstrahlen kann.

Vor der Ortsdurchquerung wartet noch ein kleiner Berg und ein weiterer Hangpfad. In Leubsdorf selbst leitet dann die kleine Gasse mit dem passenden Namen "Im Graben" einen wieder ansteigenden Hohlweg ein, dessen Bodenverhältnisse sich - je nach Witterung - etwas problematischer gestalten können. Gleichwohl führt er zu weitläufigen Hochwiesen hinauf, wo sich (zum Beispiel mit der Rasthütte "Am Schafstall") nicht nur schöne Pausenmöglichkeiten ergeben, sondern auch immer wieder begeisternde Weitblicke in die Region möglich sind. Auch Bildstöcke und Wegekreuze sind zahlreich vertreten. 

Ein bequemer Weg führt nun leicht abwärts, und mit der "Helle-Au" auf den nächsten beeindruckenden Aussichtspunkt zu. Hier, oberhalb von Ariendorf, ist man dem Rhein wieder ganz nah. Und das bleibt so, auch nachdem der kleine Fachwerkort durchquert ist und der Weg im Anschluss wieder in die Höhe führt. Dort präsentiert sich auf dem sogenannten "Kastanienweg" dann zunächst ein erster guter Blick auf Bad Hönningen, und wenig später steht man bereits vor Schloss Arenfels. Hier lässt der Rheinsteig das Waldgebiet hinter sich, führt mitten über den Schlosshof und erreicht dort mit dem "Hönninger Schlossberg" den ersten großen Weinberg für heute. Und - wen wundert es? - ziemlich steil ist er auch.

Wieder im Tal, ist die Fatima-Kapelle im nördlichen Bad Hönningen recht sehenswert, doch die anschließende Asphaltstraße aus dem Ort heraus zieht sich in die Länge. Wieder auf unbefestigtem Terrain, gesellt sich vorübergehend ein weiterer bedeutender Fernwanderweg zu uns: der Westerwaldsteig. Mit Arienheller ist dann auch der erste Ortsteil von Rheinbrohl erreicht. Dort, am gleichnamigen Gutshof, zieht die Route einen kleinen Bogen und führt zunächst unspektakulär weiter bis zur Adenauer-Hütte.

Aber dann! Egal, ob man ihn nun den "Rheinbrohler Monte Jupp" oder einfach nur das "Köpfelchen" nennt - beides sind ziemlich verharmlosende Namen für diesen nächsten, äußerst hartnäckigen Weinberg, an dessen Scheitel nach einem wahrhaft monströsen Aufstieg die Waden so richtig in Flammen stehen. Und hinter der bewaldeten Kuppe geht es kurz darauf auch schon wieder - nicht weniger steil - bergab.

Kaum im Tal angekommen, kann ich für die dort stehende Bank nur raten: nutzt sie! Denn, richtig, es ist noch nicht vorbei. Kurz hinter dem Lampenthaler Hof schraubt sich der dortige Wiesenweg erneut nach oben. Die Aussicht ist phänomenal, doch der Berg will irgendwie nicht enden. Erst die Kolpinghöhe und die gleichnamige kleine Hütte signalisieren: Es ist geschafft! So hat man an dieser Stelle nicht nur den letzten Aufstieg vor Rheinbrohl gemeistert, sondern hier, kurz vor dem Tagesziel, auch den höchsten Punkt der gesamten Etappe erklommen.

Entsprechend zufrieden rekelte ich mich eine Weile auf der Wellenliege und genoss den Weitblick auf den Rhein hinunter. Eine Perspektive, die ein weiteres Mal verdeutlicht, was für einen anspruchsvollen, aber auch grandiosen Fernwanderweg man sich mit dem Rheinsteig ausgesucht hat.

Der letzte Abstieg dieser Etappe führt nun über die "Neue Hohl" nach Rheinbrohl hinunter. Dort verließ ich bei St. Suitbert die Rheinsteig-Route und schlug auf der anderen Seite der B 42 die Richtung des Bahnhofs ein. Und während der nur gering besetzte Zug mich nach Hause fuhr, lehnte ich mich entspannt in den Sitz, schloss die Augen, und viele schöne Momente des heutigen Tages kamen zurück.

Startpunkt: Bahnhof Linz am Rhein,
Zielpunkt: Bahnhof Rheinbrohl.

Die Altstadt von Linz am frühen Morgen

St. Martin in Linz

Tilmann-Joel-Park

Donatus-Kapelle

Der Kaiserberg (174 m)

Blick auf das Ahrtal und die Ahrmündung

Tolle Hangwege zwischen Linz und Dattenberg

Rasthütte am Sportplatz Dattenberg

Aussichtspunkt oberhalb von Dattenberg

Blick auf Linz und die Erpeler Ley

Der Chor der alten Pfarrkirche

"Heilige Schutzengel"-Kirche in Dattenberg

Burg Dattenberg

Traumhafter Hangweg zwischen Dattenberg und Leubsdorf

Immer wieder ein Blick auf die linksrheinische "Goldene Meile"

Erster Blick auf Leubsdorf

"St. Walburgis" (Leubsdorf)

Hohlweg hinter Leubsdorf

Rasthütte "Am Schafstall"

"Helle-Au", Aussichtspunkt bei Ariendorf

Blick auf Ariendorf

Bad Hönningen

Schloss Arenfels

Auf dem Hönninger Schlossberg

Bildstock im Weinberg

Fatima-Kapelle in Bad Hönningen

Der Westerwaldsteig gibt sich die Ehre

Gut Arienheller

Burg Rheineck auf der anderen Rheinseite

Rastpunkt "Adenauer-Hütte"

Aufstieg auf das "Köpfelchen"

Beschwerlicher Anstieg auf die bewaldete Kuppe

Höchster Punkt dieser Etappe: Die "Kolpinghöhe"

Rheinblick von der Kolpinghöhe

Rheinbrohl kommt in Sicht.

"St. Suitberg" in Rheinbrohl

Das Rheinbrohler Rathaus

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