Wir wissen zwar nicht, was uns im weiteren Verlauf der Sauerland-Waldroute noch erwartet. Aber die heutige Tour ist schon jetzt DER Favorit, unsere persönliche Königsetappe zu werden. Und das liegt primär nicht einmal an ihren mit 32 Kilometern und mehr als 1.000 Höhenmetern gleichwohl herausfordernden Dimensionen.
Vielmehr hat es mit einem äußerst gelungenen Maß an Abwechslung zu tun: zwischen Auf- und Abstiegen, tollen Panoramablicken und dichten Wäldern sowie breiten Forstwegen und holperigen und oft wurzelreichen Pfaden. Die meist dann auftauchten, wenn wir sie gar nicht erwarteten. Und die, ist man gerade abgelenkt, auch schnell mal übersehen werden können.
So starteten wir das heutige Wanderabenteuer in der Nähe des Wildparks Bilsteintal mit einer Kraxel-Einlage als Warmup am gleichnamigen Felsen. Und schon bald stellte sich ein, was man von einer "Waldroute" üblicherweise auch erwartet: kleine schmale Pfade, die dank zahlreicher tiefhängender Äste der dichtstehenden Bäume wie geheimnisvolle Tunnel wirkten.
Gerade rechtzeitig, als wir südlich an Hirschberg vorbeiwanderten, gaben die Bäume die Sicht auf diesen malerisch wirkenden Warsteiner Ortsteil frei. Nachdem der Weg dann mehrere Kilometer kontinuierlich bergauf geführt hat, wird eine riesige kahle Fläche erreicht, die früher ein dichter Wald gewesen sein muss. Nur der hindurchführende Pfad ist erhalten geblieben. Was nicht verwundert, stellt er doch die scheinbar einzig mögliche Passage zwischen dem "Knickerweg" und dem deutlich höher verlaufenden "Franz Kümmecke-Weg" dar. Nun aber führt der Verbindungspfad stattdessen durch die unzähligen neuen Setzlinge (von denen ich hoffe, dass es nicht schon wieder ausschließlich Fichten sind).
Auf dem "Franz Kümmecke-Weg" angekommen, zieht rechts der dicht bewachsene Hang vorüber, während sich nach links eine spektakuläre Panorama-Aussicht öffnet, weit in die hügelreiche Landschaft hinein. Hier passierten wir dann auch den südlichsten Punkt dieser Etappe. Bis zum 476 Meter hohen "Großen Berg" bleiben die Weitsichten erhalten, dann verengt sich der bis hierher breite Forstweg wieder zu einem Pfad, über den es abwärts ins Tal und zur Überquerung der L 735 geht.
Auf der anderen Seite folgt gleich wieder eine sanfte Steigung und dann vorübergehend ein Asphaltweg. Anschließend führt der sogenannte Dickelweg an die "Große Schmalenau" heran: einem Bach, dem wir bis Neuhaus nun mehrfach begegnen werden.
Kaum ist das malerische Gewässer überquert, steht der zweifelsfrei abenteuerlichste Abschnitt des heutigen Tages an. Zumindest, wenn man die empfohlene Umleitung in den Wind schlägt und sich stattdessen für die authentische Originalroute entscheidet. Aber gleich vorweg: sie verläuft deutlich höher und erfordert wegen eines großflächigen Windbruchs zur Zeit absolute Trittsicherheit.
Darüber hinaus ist hier auch keine durchgehende Beschilderung mehr erhalten; nur vereinzelt trifft man noch auf das offizielle Wegelogo. Auf jeden Fall ist es ratsam, für diese anspruchsvolle Version zusätzlich den entsprechenden GPX-Track dabei zu haben. Die für den "Alltagswanderer" klar empfehlenswertere Umleitung über den bequemen "Donnerschen Weg" hat also durchaus ihre Berechtigung - auch wenn diese im direkten Vergleich natürlich weit weniger reizvoll ist. Wie immer gilt also: jeder entscheidet eigenverantwortlich für sich selbst.
Etwa zwei Kilometer bleibt uns dieser Hauptwanderweg nun erhalten, bis plötzlich ein weiterer kleiner Waldpfad links abgeht und bis nach Neuhaus führt. Hier kann man sich dann schon auf das nächste Highlight einstellen, kommt doch der Möhnesee-Turm langsam aber sicher immer näher. Und der lädt zu einem Wahnsinns-Ausblick auf den See und dem dahinterliegenden Haarstrang ein.
Wer jetzt aber denkt, ab hier folgt nur noch der eintönige und recht überlaufene Rennweg bis zum Parkplatz, wird einmal mehr äußerst angenehm überrascht sein. Denn mit einem weiteren, erneut parallel zum Hauptweg verlaufenden Waldpfad bekommt man auf den letzten Metern noch ein weiteres Schmankerl dieser erlebnisreichen, aber auch recht anstrengenden Etappe serviert.
Fazit: Trotz der (auch heute leider wieder) unübersehbaren Schäden, die Klimawandel, Borkenkäfer und auch das vielfache Versagen der Forstpolitik bereits angerichtet haben: den grünen und schattigen Wald und das Konzert seiner Vogelstimmen - es gibt auch ihn noch. Auch im Sauerland, wo ich beim Start einer Wanderung angesichts vieler medialer Horrormeldungen eigentlich schon wieder auf das Schlimmste gefasst war. Das hier ist eine Etappe, die in weiten Teilen das wohltuende Gegenteil beweist.
Startpunkt:
Parkplatz "Im Waldpark", Wideystraße, 59581 Warstein
Zielpunkt:
Parkplatz "Torhaus", Arnsberger Str. 4, 59519 Möhnesee
Erstelle deine eigene Website mit Webador