Schokland - die einstige Insel (1) Zwischen Middelbuurt und Ens



Donnerstag,
12.10.2023

Kilometer
7,8

Höhenmeter
7

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Schokland blickt auf eine dramatische Geschichte zurück. Denn immer mehr im Laufe der Zeit hatte die Erosion durch die raue Zuiderzee der schmalen Insel zugesetzt, so dass auch das Leben dort wegen der häufig wiederkehrenden Fluten mit stetig gravierenderen Auswirkungen immer gefährlicher wurde. Im Jahre 1859 dann mussten auch die letzten Bewohner umsiedeln - das kleine Eiland wurde aufgegeben.  

Heute sind es die ringförmig angeordneten Bäume, an denen sich die frühere Uferzone erkennen lässt. Denn Schokland hat - zumindest als Insel - aufgehört zu existieren. Nicht, indem das Meer sie verschlang - im Gegenteil. Denn durch den Bau des riesigen Abschlussdeichs gelang es zwischen 1927 und 1932, die Zuiderzee vom offenen Meer zu trennen. So ließ sich bis 1942 mit dem Nordostpolder der erste Bereich einer neu entstehenden Provinz namens "Flevoland" trockenlegen und durch das teilweise Abpumpen der Zuiderzee allein mit diesem Schritt fast 600 Quadratkilometer neues Land gewinnen. Der Wasserspiegel sank - und Schokland wurde Teil des Festlandes.

Das Zurückdrängen des Wassers führte aber auch zum Auffinden von Geräten und Töpferwerk, die viele neue Erkenntnisse über die bislang unbekannte Vergangenheit Schoklands und seiner umliegenden Umgebung brachten und eine urzeitliche Besiedlung schon vor 10.000 Jahren belegen. Auch komplette Gräber und Überreste von Häusern, Wohnhügeln, Kirchen und Deichsystemen wurden wiederentdeckt. Das zentral auf der früheren Inselfläche liegende Schokland-Museum informiert heute sehr anschaulich hierüber.

Ziemlich beeindruckt von dieser Historie, startete ich also heute am zentral gelegenen Museumsparkplatz, um mir zunächst den südlichen Teil dieser einstigen Insel anzusehen. Hierfür kann man entweder dem "Ruinenpfad" folgen, oder man macht es wie ich und lässt sich auf den etwas weiter östlich verlaufenden Wiesenpfad ein. Der allerdings ist nicht überall gleichermaßen gut erkennbar und kann, je nach vorheriger Wetterlage, auch mal in einem etwas abenteuerlicheren Zustand sein. Mit wasserdichtem Schuhwerk ist man jedenfalls gut beraten. 

Zu Beginn des Wegs bleibt die "Enserkerk" als herausragender Teil des Schokland-Museums auf der "Middelbuurt" präsent. Während man sich danach weiter durch das gräserne Meer bewegt, kommt der Nachbau eines früher typisch schokländischen Wohnhauses ins Blickfeld, das auf einer kleinen Anhöhe steht. Einen Kilometer weiter trifft man auf die Überreste einer aus dem 14. Jahrhundert stammenden Kirche, die bis 1717 genutzt wurde und zu dem einstigen Inseldörfchen Ens gehörte. Gleich daneben ist auch das Fundament des früheren Leuchtturms am sogenannten "Zuidpunt" erhalten geblieben Dessen Kohlenfeuer auf der offenen Plattform war vom frühen 17. Jahrhundert an  ein wichtiges Seezeichen. 

Bevor ich von hier aus dem Rückweg antrat, gönnte ich mir noch einen Abstecher an das Ketelmeer, das sich im Zuge der Landgewinnung zwischen dem Nordostpolder und dem späteren, deutlich größeren Flevopolder gebildet hat. Letzterer ist bis heute die größte künstlich erschaffene Insel der Welt.

Zurück zum Parkplatz gelangt man über einen bequemen breiten Wanderweg, auf dem sich das wiesenreiche Inselareal noch einmal richtig genießen lässt. Und was in mir schon jetzt große Erwartungen auf meine nördliche Anschlusswanderung weckte.

Start- und Zielpunkt: Museumsparkplatz, Middelbuurt 3, 8319 AB Schokland (NL)