Von Kiedrich bis Schlangenbad
Startpunkt
Zielpunkt
Bushaltestelle "Sonnenlandstraße"
65399 Kiedrich
Hotel Schlangenbader Hof
Rheingauer Str. 7
65388 Schlangenbad
Es wäre sicher reizvoll gewesen, meine verbleibenden 28 Rheinsteig-Kilometer an einem Stück zu wandern, doch am Ende verwarf ich diese Idee. Nicht nur, dass ich die zeitaufwendige Anreise schon auf den Vortag hätte legen müssen, auch die gemütliche Abendgestaltung des Finaltages wäre auf diese Weise kaum möglich gewesen.
So blieben für den heutigen, vorletzten Tag also zunächst nur die 12 Kilometer von Kiedrich bis Schlangenbad zu bewältigen, und auch das Höhenprofil reduzierte sich so auf ein überschaubares Maß. Allerdings hatte ich mich diesmal nicht auf die sonst fast obligatorische (und deshalb großzügig eingerechnete) Verspätung der Bahn verlassen können. Deren unerwartete Pünktlichkeit sorgte nämlich dafür, dass ich mit einem Mal viel zu viel Zeit hatte und deren Überbrückung bis zu meinem Check-In am Zielort zur eigentlichen Herausforderung wurde.
Nachdem mich die Buslinie 172 also wesentlich früher als geplant an der Sonnenlandstraße in Kiedrich abgesetzt hatte und auch das Wetter zwei herrlich sommerliche Tage versprach, trottete ich mehr als gemütlich los. Und glaubt mir, sich an eine selbst auferlegte Durchschnittsgeschwindigkeit von 2 Kilometer pro Stunde zu halten, ist viel schwieriger als man denkt. Zu Beginn konzentriere ich mich deshalb erst einmal auf die vielen schönen Fachwerkhäuser von Kiedrichs Innenstadt.
Während der Weg nun überwiegend bergan auf Schlangenbad zuhält, wendet er sich zugleich ein letztes Mal großräumig vom Rhein ab und führt stattdessen durch das hügelige Hinterland. So kommt, auch wenn die Attraktivität dieser Etappe im Vergleich zu den anderen nicht ganz mithalten kann, dennoch keine Langeweile auf.
Am Ortsrand schwenkte ich auf einen Wiesenpfad ein, und sogleich rückte der Burgfried von Burg Scharfenstein ins Bild. Ein steiler Serpentinenpfad führt zu ihm hoch - doch besteigen kann man den Turm leider nicht. Stattdessen dient er als Brut- und Zufluchtsstätte für Dohlen und Turmfalken.
Wenige Schritte später gelangt man in den "Weinberg der Ehe". In den 1970er Jahren durch die Gemeinde Kiedrich angelegt, erhält dort jedes Paar, das seitdem vor dem Standesamt Kiedrich die Ehe schließt, als Geschenk eine Riesling-Rebe.
Die ansonsten recht waldreiche Route führt als nächstes zur Gaststätte "Waldrausch", wo man in den Bereich des Großen Buchwaldgrabens gelangt. Hinter der Bachquerung gewinnt der Weg schnell an Höhe, während das links markant eingeschnittene Tal immer tiefer abfällt. Auf der anderen Seite wandert man hier völlig unmerklich unterhalb des Ortes Rauenthal vorbei. Anderthalb Kilometer später wird erneut die Bachseite gewechselt, und der Wald lichtet sich vorübergehend zugunsten einer Obstbaumallee.
An der Rauenthaler Quelle bietet sich in einem benachbarten Kneipp-Tretbecken die Möglichkeit an, seinen Füßen eine wohlige Entspannung zu gönnen. Auf dem anschließenden Waldpfad warten dann die nächsten Höhenmeter, und man gelangt erstmals in den Einflussbereich von Schlangenbad - dessen Lage zu Recht im tief abfallenden Tal, an dem der Hangweg hier spektakulär entlangläuft, vermutet werden kann. Ein Kurort übrigens, der zu den kleinsten in Deutschland zählt und der seinen Namen der Äsklapnatter verdankt, die außerhalb des Rheingaus (und das ebenso isoliert) nur noch im Odenwald anzutreffen ist.
Kurz hinter dem historischen "Eiskeller", der als Vorgänger des heutigen Kühlschranks noch bis in das 20. Jahrhundert hinein die Schlangenbader Hotels zuverlässig mit Eis versorgte, wandert man schließlich in den Ort hinein. In Schlangenbad selbst ist es dann die große Parkklinik, die zunächst ins Auge fällt. Am Eingang des Kurparks begegnet man dem Schlangenbrunnen, während an der rechten Seite prächtige Häuser vorüberziehen.
Ich hatte bereits den ganzen Ort durchstreift, als ich mit dem Schlangenbader Hof mein gebuchtes Hotel erreichte. Mit "Captain Kebap" fand ich dann sogar noch einen hervorragenden Schnellimbiss, sodass auch die vorletzte Etappe auf dem Rheinsteig in einer für mich absolut zufriedenstellenden Weise endete.
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