Von Filsen bis Kestert
Startpunkt
Zielpunkt
Bahnhof Filsen
56341 Filsen
Bahnhof Kestert
Bahnhofstraße 6
56348 Kestert
Eins ist klar: Der Rheinsteig macht süchtig! Wie eine unwiderstehliche Sahnetorte, von der ich mir heute - bei herrlichstem Wanderwetter - das nächste Stück abschnitt.
In Filsen sind es nur wenige Schritte, bis man vom Bahnhof aus wieder auf die Rheinsteig-Route trifft. Die folgt durch hochwachsendes Gras zunächst dem "Filsener Kirschenpfad" hinauf zum Aussichtspunkt "Am Fahrhaus" und wenig später dem des Schwedenkreuzes - mit einem wunderbaren Blick auf das linksrheinische Boppard und seine beeindruckende Uferpromenade.
Während sich Wald und offene Wiesen abwechseln, geht es über einen wurzel- und felsenreichen Hangpfad. Man passiert eine kleine Waldkapelle und die Filsener Ley, bis zwei Kilometer weiter mit der Rosenley bereits der nächste tolle Aussichtspunkt wartet. Der Felsen selbst liegt etwas abseits vom Weg und ist über einen etwa 100 Meter langen abwärts führenden Pfad zu erreichen. Hier - wiederum mit einem phantastischen Rheinblick - liegt dem Wanderer auch das malerische Kamp-Bornhofen zu Füßen.
Nun schickt sich der Weg an, vorübergehend etwas breiter zu werden, was das Wandertempo spürbar erhöht. Doch plötzlich, hinter einer Wegbiegung verborgen, wechselt der Rheinsteig dann auch schon wieder links auf einen Felsenpfad und führt steil hoch auf den Pfählsberg und zum "Jakobstempel".
Urig schlängelt sich der Waldpfad weiter, und an der Wilhelmshöhe - über ein Tal hinweg - sieht man sie dann: Burg "Sterrenberg" und Burg "Liebenstein". Die sich kaum 150 Meter voneinander entfernt auf zwei benachbarten Bergkegeln über Kamp-Bornhofen erheben und auch die "Feindlichen Brüder" genannt werden. Die diesem Begriff zugrundeliegende Familiensage ist allerdings viel zu komplex, um sie hier auch nur annähernd wiedergeben zu können. Kurz gesagt geht es aber (wie fast immer) um Männer, Frauen und Eifersucht.
Bevor man den Burgen näherkommt, ist noch ein recht abschüssiger Serpentinenpfad zu bewältigen. Hier gabelt sich der Weg in Richtung "Himmelsleiter" und einer "alternativen Route", welche ich auf den ersten Blick attraktiver fand und deshalb vorzog. Ein späterer Blick zurück von der anderen Talseite aus bestätigte mir, dass ich mit dieser Wahl offenbar auch richtig gelegen hatte.
Nun, auf der Hangseite der "Feindlichen Brüder", setzt durch felsenreiches Gelände der mit Abstand knackigste Anstieg dieser Etappe ein. Die Passage ist echt mühsam und führt dabei auch in unmittelbarer Nähe des Brömserkopfes vorbei. Eine Rast auf diesem grandiosen Aussichtsfelsen ist quasi vorgeschrieben; es sei denn, man will diesen unbeschreiblichen Blick auf das Rheintal verpassen.
Danach flacht der Anstieg etwas ab und geht in einen beschaulichen Waldpfad über. Der führt zum Gedenkkreuz von Bartholomäus Sauerborn, der im Jahre 1754 an jener Stelle ausgeraubt und ermordet wurde. Wenig später lichtet sich rechterhand der Wald, und über Getreidefelder und dem dahinter liegenden Rheintal hinweg lässt sich der Blick plötzlich wieder weit über das Land werfen.
Schließlich werden die ersten Häuser von Lykershausen sichtbar. Am Ortsrand angekommen, kramte ich dann vorübergehend mein T-Shirt aus dem Rucksack. Denn ich hatte vor, den vielgelobten "Rheinsteig-Kiosk" kennenlernen - und natürlich auch für eine Rast zu nutzen. Ein paar Stufen hoch an einem Gartentörchen klingelnd, wurde ich sofort auf einer gemütlichen Terrasse willkommen geheißen. Und erfuhr bei einem kühlen, naturtrüben Radler zudem, wie lecker eine frisch gegrillte Frikadelle im Brötchen schmecken kann. Eine Metzger-Salami, die ich mir dann noch für unterwegs einpacken ließ, machte mein kulinarisches Glück vollkommen.
Entsprechend gestärkt, zog ich südwärts aus dem Ort heraus, wo mich bald ein wunderbarer, sonnendurchfluteter Wald empfing. Aber auch mit den zahlreichen Aussichtsfelsen war es für heute noch nicht vorbei, denn mit der "Hindenburghöhe" hatte sich diese Etappe ihre zweifellos spektakulärste Kanzel erst bis kurz vor dem Ende aufgehoben. Ich durchschritt die Schutzhütte, trat an das Geländer und gab mich einem umwerfenden Weitblick hin: auf die berauschende, bewaldete Hügellandschaft diesseits und jenseits des Rheins, dazwischen eingebettet die Orte Bad Salzig im Norden und - mein Tagesziel - Kestert im Süden.
So führen die letzten zwei Kilometer (immer noch waldreich) ins Tal hinunter. Hier wurde ich dann noch mit einer Wegesperrung konfrontiert, doch genau in Höhe des Schildes versicherte mir ein entgegenkommender Wanderer, dass es trotz einer Baustelle kein Problem sei, diesen Abschnitt zu begehen. Darauf vertraute ich. Fazit: Es lässt sich zwar machen, aber wer stattdessen den Umweg nimmt, verpasst auch nichts.
Am Ort einer alten Kuhtränke, deren historische Bausubstanz inzwischen einem deutlich weniger charmanten Nachbau gewichen ist, verließ ich den Rheinsteig und nahm einen kleinen Waldpfad nach Kestert hinunter. Auf meinen Zug wartend, genoss ich währenddessen noch einen tollen Blick auf die malerischen Felsformationen jenseits des Rheins.
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