Der "glänzende Fluss": An der Argen entlang zum Bodensee



Freitag,
10.05.2024

Kilometer
32,5

Höhenmeter
↑ 136 / ↓ 256

Bewertung: 5 Sterne
1 Stimme

Startpunkt

Zielpunkt

Wanderparkplatz "Grub"
Fischerweg
88239 Wangen im Allgäu

Argenmündung
"Malerecke"
88085 Kressbronn am Bodensee


Hell, glänzend und blitzschnell - so wurde "ad Argunam" schon im Jahre 893 beschrieben. Und noch heute trifft diese schon mehr als tausend Jahre alte Charakterisierung eines der wohl schönsten Flüsse Baden-Württembergs voll ins Schwarze. Ja, es war ein absoluter Volltreffer, den ich mit dieser individuell zusammengestellten 32-Kilometer-Route landete - und mit der sich mein Bodensee-Aufenthalt, bei dem das Wandern ansonsten nicht im Vordergrund stand, um einen weiteren unvergesslichen Tag anreichern ließ.

Mal leise plätschernd, dann wieder wild brausend, durchfließt die Argen eine atemberaubende Kulisse nach der anderen. Flache Uferzonen wechseln sich immer wieder mit bewaldeten Berghängen ab. Östlich von Neukirch, wo die Untere und Obere Argen zusammentreffen und sich zum Hauptfluss vereinigen, hatte ich meine Wanderung ursprünglich beginnen wollen. Die kurzfristige Idee, meinen Startpunkt stattdessen zum Wanderparkplatz "Grub" zwei Kilometer weiter südlich vorzuverlagern, stellte sich als weiterer Glücksgriff heraus. Denn so konnte ich als Einstimmung auch noch den finalen Lauf der "Oberen Argen" erleben - und das auf derart verwunschenen Pfädchen, die man sich nicht schöner hätte ausdenken können.

Auch nach dem Zusammenfluss setzen sich diese idyllischen Wege fort. Mal folgen sie direkt dem Wasser und geben kleine Zugänge zu den steinigen flachen Uferbereichen frei. Immer wieder gewinnen sie aber auch an Höhe, aus der die Blicke in das tief eingeschnittene Tal der Argen dann um so überwältigender sind und wo das Rauschen des klaren Wassers nur noch leise ans Ohr dringt. 

Das nächste Highlight (wenn man es überhaupt so nennen kann, denn die ganze Tour ist ein einziges Abenteuer) wartet bei Kilometer fünf. Hier ist hinter einer kurzen unwegsamen Passage ein brachial steiler Aufstieg zu bewältigen, dessen Berg es schon kurze Zeit später wieder hinab geht. Doch endet der kleine, zunehmend matschiger werdende Uferpfad bald hoffnungslos im Unterholz, wo sich die Argen auf der einen und ein monströser Hang auf der anderen Seite immer weiter verengen. Schon bei der Planung und meinem Blick in die Landkarte hatte ich genau das befürchtet. Aber angetrieben durch frühere Erfolge in ähnlichen Situationen, hatte ich es auch diesmal auf einen Versuch ankommen lassen. 

Es half aber nichts, und so kehrte ich zum Hauptweg zurück. Anderthalb Kilometer weiter knickt der "Hasenweg" dann nach rechts ab, wo er sich in Form eines extrem steilen Hangpfades normalerweise wieder dem Fluss nähert - wäre er wegen "erheblicher Lebensgefahr" nicht dauerhaft gesperrt worden. Nun sind Warnschilder das Eine und meine in solchen Situationen oft maßgeblichere "innere Stimme" das Andere. Doch auch mein kleiner Mann im Ohr mahnte mich - nicht nur angesichts des Blickes in den gähnenden Abgrund, sondern auch davor, dass ich im Fall einer erzwungenen Umkehr den steilen Hang wieder hinauf musste. 

So gewann der Kopf gegen mein ständig auf Abenteuersuche befindliches Wandererherz, und ich begab mich auf die empfohlene Ausweichroute. Zwar erfuhr ich so nicht, welche spannenden Erlebnisse mir möglicherweise zu Füßen der Schlucht entgingen - doch zu verachten war der Ersatzweg deswegen keinesfalls. Allerdings stieß ich dafür durch die deutlich leichtere Begehbarkeit und die vorübergehende Nähe zu Schloss Achberg heute erstmals auf andere Menschen. 

Vom besagten Schloss aus wendet sich ein breiter Weg mit leichtem Gefälle wieder zur Argen hinunter, und das vertraute Wasserrauschen kehrt zurück. Für zwei weitere Kilometer blieb ich nun in unmittelbarer Nähe des Wassers, geriet aber letztlich dabei erneut in eine Sackgasse. Diesmal war ein Zaun daran schuld, den ein Wanderern offenbar abgeneigter Grundstückseigentümer rund um seinen Hopfenacker gezogen hat. Also hieß es zum zweiten Mal: zurück zum Hauptweg. Der führt nun vorübergehend von der Argen weg und kürzt die Ursprungsroute sogar etwas ab, da ich auf ihr einer markanten Flussbiegung nachgewandert wäre.

Am "Arnoldsbrünnele" entschloss ich mich zu einer kleinen Rast. Kaum weitergewandert, stieß ich auf die L 331. Dieser Straße - wenn auch nur für wenige hundert Meter - zu folgen, ist trotz fehlender Fuß- und Radwege leider alternativlos. Man durchquert den Ort Oberlangnau, bis man ihn hinter einer Metzgerei - rechts in einen Wirtschaftsweg hinein - wieder verlässt. 

Auch hierbei handelt es sich um eine spannende Passage, da man hinter der Linksabbiegung prompt den Eindruck gewinnt, es ein weiteres Mal mit einem sich totlaufenden Weg zu tun zu haben. Doch rechts neben dem Tor, direkt am Wasser, läuft der kleine Pfad (tatsächlich!) weiter, folgt einem Waldsaum und bringt den Wanderer bis zur nächsten Argenbrücke. Auf der anderen Seite angekommen, wird man auf einem sonnigen Abschnitt um einen Campingplatz geleitet, läuft an weiteren Hopfenanbaufeldern vorbei und nähert sich mit Laimnau der nächsten Ortschaft. 

Nach Überquerung des Bollenbachs führt ein Feldweg geradewegs ins "Grafenholz", ein höhenmeterreiches und wild anmutendes Waldgebiet. Und kaum hat man auch hier den steilen Aufstieg bezwungen, steht man an der (Vorsicht, ungesicherten!) Abbruchkante der "Wiesacher Rutsch": Einem gewaltigen Steilhang, der durch viele Moränen entstand, die durch die Strömung der Argen an dieser Stelle immer wieder ausgelöst wurden. 

Nach dem kaum weniger steilen Abstieg folgte ich zunächst einem grasbewachsenen Weg am Waldsaum entlang. Aber auch der endet entgegen der Kartendarstellung nach wenigen hundert Metern im Unterholz. So machte ich zum dritten Mal kehrt und nahm als einzig verbleibende Alternative mit einem asphaltierten Wirtschaftsweg Vorlieb, bis ich in Höhe der Giesenbrücke wieder auf die Argen traf.

Dies ist dann gleichzeitig auch die Stelle, ab der die Argen auf den letzten sechs Kilometern bis zu ihrer Mündung das Opfer starker Begradigungsmaßnahmen wurde. So wirkt das Landschaftsbild - gerade im Gegensatz zu dem bis jetzt recht abenteuerlich geprägten Wegecharakter - ab hier vergleichsweise monoton. Denn nun wird der Fluss beidseitig von breiten Wander- und Fahrradwegen flankiert, was dazu führt, dass auch die Frequentierung durch andere Erholungssuchende deutlich zunimmt.

Der sogenannte "Argensteg" bietet dann kurz vor dem Ende die letzte Chance für einen Seitenwechsel. Den nutzte ich, und - verharrte genau in seiner Mitte. Denn genau hier blickte ich auf die finalen Meter der Argen, ihre dichten und baumbewachsenen Uferränder, die nur wenig später dem Bodensee wichen, hinter dem sich - majestätisch - die Alpen erhoben. 

Es ist einer jener Augenblicke, wie man sie nur beim Wandern erlebt. Und der - wie schon so viele - ewig hätten dauern dürfen. Ich ging natürlich noch bis zum Ufer, wo die Argen in den Bodensee aufgeht, das Wasser meine Schuhe umspülte und dieser Weg tatsächlich sein Ende fand. Doch gerade das ist ja das Schöne am Wandern: Dass nach jedem zu Ende gegangenen Weg ein neuer beginnt.


Überquerung der "Oberen Argen" in der Nähe des Startpunks (Wanderparkplatz "Grub")

Traumhafte Pfade schon zu Beginn.

Schutzhütte am Argenzusammenfluss

Der Hauptfluss der Argen nimmt seinen Lauf.

Der "Dametsweiler Steig"

An der Argenschleife bei Isigatweiler wartet einer der spannendsten Abschnitte.

Dank steiler Aufstiege wechselt immer wieder die Perspektive.

Ein Tunnel aus Blättern, Pfade wie ich sie liebe :-)

Der "Hasenweg" zur Argen hinab ist gesperrt.

Die Ausweichroute wird nun über Schloss Achberg führen.

Schloss Achberg

Argenbrücke am Achberg

Flussbiegung bei Burgrest Neusummerau

Sackgasse Nr. 2: Trotz Markierungen endet der Pfad
vor einem abgesperrten Hopfenacker.

Das "Arnoldsbrünnele"

Oberlangnau bleibt hinter mir zurück.

Trotz anfänglicher Skepsis führt der kleine Pfad weiter.

Die Hängebrücke "Badhütten"

"Am Hahnenbuch"

Der Bollenbach im Laimnau

Mit dem "Grafenholz" kommt ein weiteres spannendes Waldgebiet in Sicht.

Wild und steil: Angekommen im "Grafenholz"

Aussicht von der "Wiesacher Rutsch"

Sackgasse Nr. 3: Auch dieser Weg führte am Ende nicht weiter.

Wirtschaftsweg als Ausweichstrecke

Die Argen ist ab hier stark begradigt worden.

Zwischenzeitlich gibt es neben dem Radweg auch kleine Pfade

Der "Argensteg" ist die letzte Brücke vor der Mündung

Den Bodensee vor Augen

An der Argenmündung

Am Ziel.

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